Der Perlentaucher

Erzählung (literarischer Text)

Wie das mit Sommerferien an irgendeinem Strand im Süden halt so ist, hat man am Ende immer irgendwelche Muscheln oder Steinchen als Souvenir mit nach Hause geschleppt. Und wenn‘s ein Sandstrand war, wo‘s grad keine Steinchen gibt, hat man anderswo irgendwelche souvenirähnlichen Gegenstände aufgegabelt. Mir ging es nicht anders, und so saß ich dann nach erfolgreich beendeter Rückreise mit einem Gläschen voller hübscher Muscheln da (also, „voll“ im Sinne von „ich habe ein paar hübsche Muscheln da drin gehabt“). Die Frage war- was einem natürlich immer erst nach einem solchen Fund/Kauf einfällt: Was zum Teufel soll ich eigentlich mit dem ganzen Zeugs? Zum Aufheben zu unnütz, zum Wegschmeißen zu schade… Zu meinem Glück hatten 3 meiner Muscheln zufällig ein schönes Loch, was mich auf die Idee mit den Ohrringen brachte. Und da ich zufällig die nächste Ferienwoche in Leipzig verbringen wollte und es dort zufällig einen tollen do-it-yourself-Schmuckladen gibt, konnte mich quasi nichts mehr aufhalten, meine Idee auch in die Tat umzusetzen. Aber Theorie und Praxis sind ja bekanntlich zwei paar Schuhe, also hätte ich mich eigentlich auf einige Probleme einstellen können. Hab ich aber nicht.

Nachdem ich also gut in Leipzig angekommen war und ein paar Tage gekonnt mit Nichtstun vertrödelt hatte, machte ich mich endlich an mein Vorhaben mit dem Idee-Umsetzen. Zuallererst machte ich, was alle immer zuallererst machen: ich googelte. Bzw. ecosiahte, und zwar nach „Perlentaucher“. Und natürlich bekam ich erst mal nicht das, was ich suchte, aber anders als sonst fand ich das gar nicht so schlecht. Ich stieß nämlich auf ein Kulturmagazin, wo u.a. alle möglichen tollen Bücher und Filme empfohlen werden- leider größtenteils keine Kinder- und Jugendbücher, aber trotzdem sehr interessant.


Perlentaucher- das Online-Kulturmagazin

https://www.perlentaucher.de

Nachdem ich irgendwann auch den Perlentaucher gefunden hatte, den ich finden wollte (nämlich einen Schmuckladen und kein Kulturmagazin), hielt ich eine Krisensitzung mit meinem Vater und einem Stadtplan ab, die darin gipfelte, dass Ersterer mir per SMS ein Foto von Zweiterem schickte, um mich gegen eventuelle Straßenunklarheiten zu rüsten. Dass ich aber trotz dieser todsicheren Vorbereitung mit dem Fahrrad geschlagene eineinhalb Stunden für einen 20min-Weg brauchen würde, hatte selbst mein Vater nicht vorhersehen können.

Kennt Ihr das, wenn eine Straße irgendwie heißt, aber irgendwo anders anfängt, wodurch sie erst so heißt und dann so? In meinem Falle hieß sie erst so, dann so und dann SO. Eine fiese Falle für Nicht-Ortskundige, und ich bin natürlich sofort reingetappt. Da sucht man sich ja dumm und dämlich, wenn man nach Karl-Liebknecht-Straße am Wilhelm-Leuschner-Platz sucht, aber nicht mitgekriegt hat, dass selbige an erwähntem Platze erst als „Wilhelm-Leuschner-Platz“, dann als „Peterssteinweg“ und erst nach gefühlten 3km auch wirklich als „Karl-Liebknecht-Strasse“ ausgeschildert ist. Bis ich das erst mal kapiert hatte, waren schon locker 45min und tausende Blicke auf mein Handy mit der Straßenkarten-SMS ins Land gegangen. Und dann ist diese Straße ja auch wirklich so dermaßen lang- die hörte ja gar nicht mehr auf! Und ich musste bis zur Nr. 52. Man kann sich also vorstellen, inwieweit meine Laune im Keller war, als ich endlich vor meinem do-it-yourself-Schmucklädchen mit dem schönen Namen „Perlentaucher“ stand.

Dieser Laden ist aber nicht einfach nur ein Schmucklädchen. Man kann sagen, es ist ein Anhänger- und Perlenlädchen, wo es wirklich alle möglichen Sorten von Perlen, Anhängern, Steinchen, Krimskrams und anderem Zeugs gibt, das man sich wahlweise an Ohren, Hals, Handgelenk oder Fußknöchel baumeln kann. Ich habe sogar angebissene Plastik-Kiwischeibchen mit einer Öse für Ketten u.ä. gesehen. Man kann sich da aussuchen, was man will und damit dann seinen Schmuck individuell kreieren oder kreieren lassen. Schmuckreperatur gibts sogar auch. Ich habe mir dann für 5,90€ aus meinen Muscheln zwei schöne Ohrringe und eine Kette machen lassen und den Rückweg sogar in einem Stück und ohne einen Verfahrer hinbekommen.


Perlentaucher Leipzig              Öffnungszeiten:
                                   Mo – Fr 11:00 – 19:00 Uhr
Karl-Liebknecht-Straße 51          Sa 11:00 – 15:00 Uhr
04107 Leipzig

http://www.perlentaucher-leipzig.de/

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„Blue“ by Morgennebel is licensed under CC BY-NC-ND 2.0

„Red to Yellow“ by Morgennebel is licensed under CC BY-NC-ND 2.0

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