Kolumne (subjektiv)
Zum Titel:
Duschvorhänge sind doch ganz allgemein interessante Geschöpfe. Mal sind sie geblümt, dann wieder kariert oder durchsichtig mit aufgedruckten Wassertropfen drauf; mal zu lang, sodass sie unten ständig anmodern, oder zu kurz, und man setzt nach 5 Minuten Duschen das halbe Bad unter Wasser. Aber am interessantesten ist doch das, was sich auf der anderen Seite des Duschvorhangs befindet- jedenfalls, wenn er zugezogen ist. Ist einer von Euch diesbezüglich schon einmal forschungstechnisch tätig gewesen? Wir schon. Und damit Ihr unserem Beispiel nicht folgt (denn das ist unhöflich und nur mit journalistischer Neugier zu entschuldigen) wollen wir hier ein paar unserer Eindrücke aus dem Bereich hinter dem ‚ka:os-Duschvorhang mit Euch teilen. Also, Vorhang auf für:
Homeschooling-Geschichten:
Das Mysterium „@“
(nach einer wahren Begebenheit)
Die redaktionsinterne Kommunikation unserer Zeitung könnte man, wenn man nett ist und gerade gute Laune hat, allenfalls als dürftig bezeichnen. Sia, Maria und ich waren alle jeweils nur auf dem Familien-Festnetztelefon OHNE Handyflatrate zu erreichen (was zumindest in meinem Fall in den Abendstunden, wenn man am PC saß und was klären wollte, IMMER von diversen anderen Familienmitgliedern für gefühlte 5 Stunden besetzt war), Erik war gar nicht zu erreichen (ich habe bis jetzt immer noch keine Ahnung, ob der ne Flatrate hat) und r1 verbrachte die Hälfte der Corona-Ferien damit, zwischen den einzelnen Redakteuren hin- und herzutelefonieren, weil sie tatsächlich die Einzige war, die a) alle Nummern und b) eine Handy-Flatrate besaß. Ihr könnt Euch vorstellen, was für einen Heidenspaß das gemacht hat- nun gut, ich habe ihr ein wenig geholfen, z.B. der Kontakt mit Flit lief ausschließlich über mich:
Flit: Wie heißt die Seite nochmal?
Juleen: www.kaos.netzspielplatz.de
F: Ich kann mich schon wieder nicht anmelden
J: OK, ich änder dein Passwort.
F: Danke. Wie kann ich denn den Eintrag online stellen, ohne das er öffentlich wird?
J: Da rechts
F: Geht bei mir nicht
J: HÄ? Machst du das übers Handy?
F: Nein
J: Hast dus gespeichert?
F: Da steht überhaupt nichts mehr
F: Hilfe
Ich habs kaputt gemacht
Und Nerv 3569822 brach entzwei… Das ist aber noch NICHTS im Vergleich zur Nervenmenge, die r1 investieren musste (muss ich ehrlich zugeben). Bei unseren Telefonaten fungierte ich stellenweise eher als Psychotherapeutin denn als Chefredakteurin (konnte mich aber nicht immer beherrschen und an manchen Stellen nicht mehr halten vor Lachen). Aber es war auch wirklich urkomisch, zu hören, wie die Arbeitskollegin (namens r1) am Telefon beschreibt, wie sie einer anderen Arbeitskollegin (namens Maria) am Telefon versucht, zu erklären, wie man ein @ schreibt (und nach eigener Aussage noch Monate danach unter einem Trauma litt). Eigentlich ging es ja nur um die Frage, wie man sich erfolgreich auf unserer Website einloggt. Dies kann man entweder mit seinem Benutzernamen oder mit seiner E-Mail-Adresse tun. Und einem Passwort, aber dazu kam es erst gar nicht. Der springende Punkt war wohl, wie ich am Telefon mitbekam, die E-Mail-Adresse, bei der schwierigerweise ein @ vonnöten ist:
Maria: Wie schreibt man denn ein @?
r1: Also, du drückst auf die Taste Fn. Und dann auf F7.
Maria: Hä? Wo sind die?
r1: Naja, guck mal, da in der Reihe steht so F1, F2 und so weiter.
M: Ne, das steht da nicht.
r1: Naja, da oben, Da steht das.
M: Wo denn?!
r1: Na da! Oben! Oben, Gegenteil von Unten!
M: Find ich nich.
r1: Schau doch nochmal nach.
M: Ach, da!
r1: So, und jetzt drückst du Fn und dann F7.
M: Das geht nicht!
r1: Gut, dann machst du jetzt deinen Browser auf.
M: Was ist ein Browser?
r1: Mach Firefox auf.
M: Ich hab kein Firefox.
r1: Dann mach deine Suchmaschine auf.
M: Ja, okay, da bin ich ja.
r1: Öffne ein neues Tab.
M: Äh, wie jetzt?
r1: Geh aufs +-Zeichen.
r1: Okay, und jetzt gib ein: „Wie schreibt man ein @?“
M: Also, oben.
r1: Nein. In der Mitte, wo „suchen“ steht.
M: Funktioniert irgendwie nicht.
r1: Okay, dann steh auf, geh zu einem Erwachsenen und frag ihn, wie man ein @ schreibt.
M: Okay, mach ich. Ich ruf dich dann später nochmal zurück, wenn ich eingeloggt bin.
r1: Okay, ciao.
TAGE später hab ich sie angerufen und sie gefragt, ob sie’s geschafft hätte: Niemand hätte Zeit gehabt, sie versuche es jetzt nochmal. Ich hab kurz zum 5.000sten Mal den Glauben an die Menschheit verloren, und dann hab ich gesagt, mach das, ciao. Sie hat’s dann irgendwie geschafft- ich weiß nicht, wie. Vielleicht hat sie nach dem 3Millionsten Versuch mitgekriegt, dass man sich auch mit dem Benutzernamen anmelden kann.
r1
Wochen später ist uns dann aufgefallen, dass r1 die ganze Zeit die Tastenkombi für „Bildschirm sperren“ zu erklären versucht hatte. Vielleicht hat das nicht so wirklich viel zur Lösung des Problems beigetragen, aber bevor wir uns jetzt aufregen, ist es uns lieber egal.
Beitragsbild: „Day 161–‚Short Vacation'“ by Madilyn Peiper is licensed under CC BY-NC-ND 2.0
Ich hab‘ den Beitrag erst jetzt gelesen, und ich (meine familie eingeschlossen) musste mich so totlachen… 🙂 Das war wirklich ich?
(hast du Untertitel eingestellt, oder wie hast du es dann geschafft alles ganau aufzuschreiben?)
LG,
Maria
🙂
Herrlich😂
Dieser Text ist großartig