Gesundheitssystem

Von der ehemaligen stellv. Chefredakteurin Lilou

Hintergrund (objektiv)

Hinweis: In diesem Artikel werden mehrere Aspekte behandelt, allerdings sind diese etwas vereinfacht und unvollständig wiedergegeben. Das Thema ist sehr komplex und wir werden vieles noch nicht mal ansprechen, darum lohnt es sich, sich das Thema nochmal woanders anzuschauen (z.B. im Angebot der öffentlich rechtlichen Medien, wie ARD und ZDF).

1. Beginn und Ziele

In der Zeit der Industrialisierung begann die Entstehung eines Gesundheitssystems. Dadurch, dass wir mit der Zeit immer mehr Krankheiten heilen konnten, wir uns auch immer mehr Wissen aneigneten und immer komplexere Heilungspraktiken entwickelten, reichte kein einzelner Arzt mehr. Man brauchte mehrere Experten für verschiedene Bereiche (Fachärzte), mit einer guten Ausbildung, und das Ganze musste organisiert werden. Man brauchte ein Gesundheitssystem. Und durch eine bessere Gesundheitsversorgung und weitere Faktoren wurden und werden die Menschen immer älter und brauchen dadurch noch mehr Versorgung.

Zu der Zeit, als das Gesundheitssystem entstanden ist, gab es viele Menschen, die schlecht verdienten und einer sehr starken körperlichen Belastung durch ihre Arbeit ausgesetzt waren. Diese Menschen brauchten ein System, das für sie sorgte. Die Entstehung und die Entwicklung eines solchen Systems ist aufwendig, dauert sehr lange und muss sich durch die immer ändernden Umstände die ganze Zeit mitverändern.

Viel wichtiger als die Entstehung des Gesundheitssystems ist die Frage, was dieses bewirken soll. Dazu habe ich zwei Beispiele:

1:

„Zustand völligen körperlichen, geistlichen und sozialen Wohlbefindens.“

Die Gesundheitsdefinition der WHO (Weltgesundheitsorganisation)

2:

„Freisein der Bevölkerung von Krankheit, insbesondere Bewahrung der Arbeitsfähigkeit, Angebot einer hauptsächlichen nachsorgenden (kurativen) Medizin, ergänzt um vorbeugende Maßnahmen und Gesundheitsvorsorge.“

Ziele der deutschen Gesundheitspolitik

2. Aufbau:

Die für unsere Gesundheit vorteilhaften Angebote und Maßnahmen teilen sich auf in Maßnahmen und Angebote von:

  • Uns selbst: alles vom Zähneputzen bis zu Sport oder gesunder Ernährung; also freiwillige und eigenverantwortliche Maßnahmen für unsere Gesundheit. Teilweise werden diese auch durch staatliche Förderprogramme unterstützt (z.B. Bonusprogramme der Krankenkassen, Kampagnen und schulischer Bildungsplan).
  • Private Organisationen: etwa Blutspendedienste. Viele Organisationen sind vorwiegend zur Ausübung von Maßnahmen von uns selbst da. Z.B. Sportstudios, aber auch Selbsthilfegruppen zählen zu dieser Gruppe
  • Staat: Natürlich unsere Krankenversicherung, aber auch gesetzliche Regelungen wie Drogenverbote oder die höhere Besteuerung bzw. Begünstigung von bestimmten Produkten.

Krankenversicherung:

Es gibt die gesetzliche (GKV) und die private Krankenversicherung (PKV). 90% der deutschen Bevölkerung haben eine gesetzliche Krankenversicherung, wobei man noch wissen sollte, dass man in Deutschland eine Krankenversicherung haben muss. Ich werde jetzt nur auf die gesetzliche Krankenversicherung näher eingehen, da die Grundsysteme ziemlich ähnlich sind:

Gesetzliche Krankenversicherung (GKV):

Wenn du bei einer gesetzlichen Krankenversicherung versichert bist, zahlst du einen gewissen Prozentsatz deines Gehaltes in die Krankenkasse ein. Dieses Geld landet in einem Fond, der zudem mit staatlichen Zuschüssen gespeist wird, und auch durch zusätzliche Zahlungen deines Arbeitgebers.
Angehörige, wie Kinder oder Ehepartner ohne eigenes Einkommen, werden ohne Zusatzkosten über dich mit versichert.
Wenn du dann gesundheitliche Probleme hast, und dabei Kosten aufkommen, werden diese in der Regel ganz oder teilweise von der Krankenkasse bezahlt. Was und wie viel bezahlt wird, steht in einem Leistungskatalog der GKV. Was in diesem Katalog steht, wird von einem Bundesausschuss bestimmt.

3. Probleme, Alternativen:

Leistungskatalog:

Einen Leistungskatalog gibt es nur für die GKV. Er sagt, was sie unterstützten darf und unter welchen Umständen. Den Inhalt dieses Kataloges bestimmt ein Bundesausschuss (G-BA = Gemeinsamer Bundesausschuss). Dabei lohnt es sich auch mal zu schauen wer dort sitzt:

„Hinsichtlich der Verfahrensweisen im G-BA sind zudem die existierenden Beteiligungsmöglichkeiten von wissenschaftlichen Fach­gesellschaften, Vertretern der Medizinproduktehersteller und Medizinprodukte­herstel­lern positiv hervorzuheben. Mit Blick auf die Patientensicherheit können jedoch der maßgebliche Einfluss der Leistungserbringer (insbesondere Deutsche Krankenhaus­gesellschaft) und Kostenträger (Spitzenverband Bund der Krankenkassen) auf die Bewertungsgegenstände einerseits und damit die Ausweitung bzw. Eingrenzung des Leistungskatalogs der GKV andererseits kritisch hinterfragt werden. Auf beiden Seiten können Interessenkonflikte vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Anforderungen nicht ausgeschlossen werden.“

SVR Gesundheit

Ebenfalls muss man negativ anmerken, dass es teilweise genau wegen dieser Beteiligungsmöglichkeiten von manchen Parteien (siehe Zitat) dazu kommt, dass von zwei, sich sehr ähnlichen, Medikamenten nur eines der beiden in den Katalog kommt; z.B. das Günstigere. Das kann dazu führen, dass du ein gewisses Medikament brauchst, und es gibt zwei verschiedene Hersteller; beide behandeln deine Krankheit gleich wirksam. Allerdings wird nur eines von der Krankenkasse bezahlt. Natürlich nimmst du das, was erstattet wird, um zusätzliche Kosten zu vermeiden; zumal einige Medikamente sehr teuer sind. Problematisch kann es werden, wenn das andere besser für dich geeignet wäre, weil du bei diesem z.B. weniger Nebenwirkungen hättest.

Globalisierung:

Die Welt wird immer vernetzter und das hat natürlich Vor-, aber auch Nachteile. Das sieht man aktuell sehr gut am Coronavirus; es hat sich superschnell auf der ganzen Welt verbreitet. Allerdings haben wir auch sehr viele Vorteile. Wissenschaftler können sich international austauschen und zusammenarbeiten. Medikamente, Technologien und Wissen zu verbreiten ist viel einfacher geworden, und Länder und Organisationen können sich dadurch leicht gegenseitig unterstützten.

Fallpauschale:

Die Fallpauschale gibt es seit 2003. Es ist das Geld, welches Kliniken von der Krankenkasse für eine Behandlung eines Falles bekommen. Allerdings kritisieren manche, dass der Betrag sich nicht nach dem Aufwand der Behandlung, sondern nach der Diagnose richtet. Das heißt, zwei Patienten mit derselben Diagnose brauchen z.B. unterschiedlich lange, um sich zu erholen. Das kostet das Krankenhaus mit der Zeit natürlich Geld, und trotzdem bekommt es für beide Patienten gleich viel Geld. Das gilt übrigens sowohl für die GKV als auch die PKV.

Bürgerversicherung:

Viele sagen, darunter auch Experten, dass wir ein neues Versicherungssystem brauchen. Dazu gibt es unterschiedliche Modelle, z.B. die Bürgerversicherung. Diese würde die GKV ersetzen und man könnte sich zukünftig nicht mehr bei einer PKV versichern. Diejenigen, die bereits in der PKV sind, haben ein Jahr lang Zeit, um sich zu entscheiden, ob sie bei der PKV bleiben oder zur Bürgerversicherung übergehen möchten. Damit würde es mittelfristig nur noch eine Krankenversicherung für alle geben. Das hätte den Vorteil, dass mehr finanzielle Mittel verteilt werden können, weil vor allem oft Menschen mit hohem Einkommen in der PKV sind. Es wäre ein Alternativmodell zu unserem heutigen System, und vielleicht wird es irgendwann eingeführt.

Mehr zur Fallpauschale und zur Bürgerversicherung: https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/medizin/gesundheitssystem/pwvideoplanetwissenvideokrankenpfleger100.html

Wenn du Fragen zu dem Thema hast, schreibe sie unter den Artikel. Wir werden sie in der nächsten Ausgabe oder in den Komentaren beantworten.

Quellen:

  • https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/medizin/gesundheitssystem/pwvideoplanetwissenvideokrankenpfleger100.html
  • https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/politikwirtschaft/artikel/gesundheitswesen-und-politik-deutschland
  • https://www.svr-gesundheit.de/index.php?id=490
  • https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/internationale-gesundheitspolitik/global/globale-herausforderungen.html
  • https://www.bpb.de/politik/innenpolitik/gesundheitspolitik/72547/gesundheitswesen-im-ueberblick
  • Beitragsbild: Das Beitragsbild „klinik“ ist lizensiert unter einer CC0 1.0 Lizenz

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