Von Frieda einer ehemaligen Redakteurin geschrieben wurden
Langsam hält der Herbst Einzug ins Land. Ich stehe auf einer Lichtung im Wald und genieße die letzten warmen Strahlen der untergehenden Sonne. Die Lichtung ist wunderschön und mein absoluter Lieblingsort. Besonders schön ist sie, wenn die Sonne untergeht und alles in ein goldenes Licht taucht oder bei Nacht, wenn die Sterne am dunklen Nachthimmel wie ein schwarzes Tuch über der Welt liegen. Hier hört man keine lauten Autos oder lärmenden Menschen. Hier ist man alleine mit der Natur und den zwitschernden Vögeln. Vorsichtig schließe ich meine Augen, um den Moment noch deutlicher spüren zu können. Sofort wird meine Wahrnehmung klarer und ich nehme alles viel deutlicher wahr. Nun spüre ich deutlich den leichten Wind, der mein Gesicht liebkost, höre jeden einzelnen Vogel zwitschern und ganz leise, wie ein Ruf aus weiter Ferne, den Lärm der Stadt. Eine Weile stehe ich einfach so da und genieße den Augenblick. Irgendwann spüre ich, wie meine Beine schwer wie Blei werden. Vorsichtig lasse ich mich ins Gras sinken. Ich öffne kurz meine Augen und sehe sofort den roten Himmel, durchzogen von rosafarbenen Schlieren.
Still betrachte ich ihn einen Moment, bevor eine Bewegung meine Aufmerksamkeit erregt und ich nach links schaue. Ein majestätischer Hirsch tritt aus dem Schatten der Bäume. Sein Blick schweift über die Lichtung und bleibt an mir hängen. Seine Augen glänzen weise, als hätten sie schon viel in dieser Welt gesehen. Einige Herzschläge lang schauen wir uns stumm in die Augen und die Zeit scheint für einen Moment stehen zu bleiben. Dann wendet er sich ab und schreitet zurück in den Wald. Ich wende meinen Blick ab und beobachte stattdessen ein Blatt, was sich langsam von dem Ast, an dem es gerade noch hing, löst und zu Boden segelt. Meine Augen folgen dem Blatt, bis es schließlich geräuschlos auf dem Boden landet. Mein Blick wandert weiter zu den Blumen, die in der Nähe im Gras stehen. Fast schon automatisch schließen sich meine Augen wieder und ich atme tief ein.
Schon rieche ich den sanften Duft der Blumen. Nach einem weiteren Atemzug ist der Duft so präsent wie die Abgase in der Stadt. Es ist, als ob die Blume direkt vor meiner Nase wäre. Meine Gedanken driften ab, zu den verschiedensten schönen Dinge und langsam gleite ich hinein in die Traumwelt und werde von Dunkelheit umhüllt. Ich träume von der Wiese bei Nacht im Mondschein und von einem glitzernden Sternenmeer über mir. Doch etwas reißt mich aus meinem Schlaf. Dunkelheit und Stille empfangen mich, als ich meine Augen öffne. Ich höre keinen Vogel mehr zwitschern und der Himmel ist kohlrabenschwarz. Die Luft ist merklich abgekühlt und es weht ein starker Wind, der an meiner Kleidung zerrt und die Bäume zum Rascheln bringt. Sonst rührt sich nichts. Plötzlich durchschlägt ein Donnerschlag wie ein Blitz die Stille und ich rieche nasse Erde. Dann spüre ich wie es anfängt zu regnen und die Tropfen wie Nadeln in mein Gesicht stechen. In Sekundenschnelle ist meine ganze Kleidung durchnässt und liegt unangenehm schwer auf meiner Haut. Ich fange an zu frösteln und Gänsehaut überzieht meinen ganzen Körper. Rasch stehe ich auf und laufe so schnell wie möglich nach Hause. Dabei höre ich die patschenden Schritte meiner Schuhe auf dem durchweichten Waldboden.