Skalpell und Infektion – die Geschichte der Chirurgie

Gastbeitrag von Marissa N.

Wenn du dein Bein gebrochen hast, gehst du einfach ins Krankenhaus und bist wieder wie gesund in ein paar Wochen, doch vor 200 Jahren wäre das dein Todesurteil gewesen 

Die Chirurgie ist ein weltbekannter Begriff und existiert schon seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte. Im alten Ägypten war Isis, Frau von Osiris, die Schutzgöttin aller Chirurgen. Man kennt sie als Menschen, die mit Skalpell und Messer bewaffnet sind und als  Meister über den menschlichen Körpern leben. Seit Jahrhunderten befinden sich Menschen unter dem Messer – geführt von Chirurgen. 

Die Chirurgie ist eine Kunst, nicht jeder hat das Talent dazu, sie ist schwierig, vor allem, da die Kunst noch vor vielen Jahren ein Handwerksberuf war. Eine starke Psyche musste man haben, denn bevor es Narkosen gab und der Patient nicht ruhig und schlafend da lag, sondern bei vollem Bewusstsein vor Schmerzen schrie, musste man Operation durchführen. Nicht nur die Schmerzen, die ein Patient damals ertragen musste, waren gruselig, sondern auch die Chirurgen selbst, die mit einem steif gewordenen Kittel voll mit Blut getränkt herumliefen.

Die Folgen von Operationen waren oftmals tödlich. Instrumente mit denen man die Haut durchbrach wurden nicht abgewischt und Infektionen waren normal. Wie auch Eiter und schwarz werdende Körperteile, die daraufhin abstarben, wie vom Teufel selbst berührt. Chirurgen betrachteten nach einer Amputation am Bein, anschließend die Farbe des restlichen Beines. Wenn es ganz schwarz wurde, war die Chance, dass man überlebt null, doch wenn es eine große Rötung hatte, dann könnte man überleben.

Operationen waren noch im 17. bis ins späte 18. Jahrhundert öffentlich, um vor allem den zukünftigen Chirurgen einen Überblick auf ihre Zukunft zu ermöglichen. Im 17. Jahrhundert mussten sich die Chirurgen in der Gesellschaft der Ärzte den Weg nach oben erkämpfen, während Ärzte ein privilegiertes Ansehen in der Bevölkerung genossen, so flüsterten die Leute, sobald ein Chirurg ihre Reihen durchbrach. Man sah sie als Sünder, denn sie durchschnitten mit Messern Gottes Schöpfung.

Heilung war zudem über Jahrhunderte an Aberglaube gekoppelt – ein Beispiel waren Aderlässe (Blutabnahmen). Man schrieb ihnen eine Heilung zu zum Beispiel dass sie gegen Fieber und Krankheiten halfen. Den Chirurgen und Ärzten ging es darum, dass böses Blut, verdorben von der jeweiligen Krankheit, aus dem Körper zu holen. Mediziner vollführten sie in Massen an einer kranken Person durch und unzählige starben am Ende durch massiven Blutverlust. Aderlässe wurden in Laufe von Jahrtausenden durchgezogen, doch warum machte man sie noch, wenn die jeweiligen Ärzte sahen, dass es nichts brachte und ihre Patienten starben, wie zum Beispiel George Washington, der erste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

Aber wahrscheinlich eine der größten Entdeckungen der Chirurgie, ohne die wir womöglich ganz anders Leben würden, ist Josephs Listers Antiseptikum. Joseph Lister war im 18. Jahrhundert ein angesehener Chirurg und Arzt in England. Er war überzeugter Hasser der Miasmen Theorie (faulige Luft ruft Krankheiten hervor). Er glaubte fest an die Keimtheorie (Bakterien rufen Infektionen hervor). Seine Entdeckung, eine Mischung mit Karbolsäure als Desinfektionsmittel zu benutzen, retteten zahlreichen  Menschen in England das Leben. Er tränkte seine Hände und Geräte in die Säure. Ohne Mediziner wie Joseph Lister und viele weitere würden wir immer noch an unhygienischen Zuständen in einem Krankenhaus sterben.

QUELLE:   Schnitt- Die ganze Geschichte der Chirurgie erzählt in 28 Operationen von Arnold Van De Laar – DROEMER VERLAG

Bild ist von Pexels

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