Gastbeitrag von Henriette, Kl.8
Ich japste nach Luft, nachdem ich den schweren Anstieg mit meinem Fahrrad geschafft habe. 18:00 letzter Schultag. Endlich die langersehnte Pause vom Lernen kann beginnen. Ich malte mir alle Filme aus, die man für einen schönen Einstieg der Ferien schauen kann. Da entdeckte ich zwei ängstliche grüne Augen im Gestrüpp und das vor meinem Rad etwas vorbei huschte.
Später hatten wir einen Familienabend auf der Couch und schauten uns „Titanic“ an.
Die nächsten Tage war Relax-Time angesagt. Ich bewaffnete mich mit Buch und Sonnenbrille und fläzte mich in die Hängematte unter der Krone unseres Apfelbaums. Jawohl, endlich Urlaub. Doch ein paar Male wurde ich mitten in den Zeilen unterbrochen von klagenden Lauten: „Miau Miau.“ Einmal drehte ich mich um. Eine schwarz-weiße Katze mit grünen Augen flitzte durch die dicht bewachsene Wiese. Bevor ich noch ein „Komm mal her“ sagen konnte, war sie hinter der Rosenhecke verschwunden. Tag für Tag, Woche für Woche bekamen wir Besuch von der Katze.
Jedes Mal begrüßte sie uns mit einem bettelnden Miauen. Durch mein aufmunterndes Anlocken bekam sie immer mehr Zutrauen zu mir. Sie strich an meinen Beinen entlang, dabei gab sie ein wohliges Schnurren von sich. Beim Berühren ihres Halses bis hinunter zu ihrem Rücken merkte ich deutlich wie abgemagert sie war. Schnell holte ich eine pinkfarbene Schüssel aus dem Keller und füllte sie mit Trockenfutter. Ich stellte es ihr vor ihre braun beschmutzten Pfötchen, welche einmal weiß gewesen waren. Gierig verschlang sie alles, bis nichts mehr übrig war. Ich schloss sie in mein Herz – ein kleines Kätzchen, das schon glücklich war über zwei Streicheleinheiten.
In unserem Garten leben noch andere tierische Mitbewohner: zwei Hasen und eine wirklich alte Katze von 18 Jahren.
Mein Paps war deshalb nicht gerade glücklich eine zweite Katze auf unserem Grundstück zu sehen. Deutlich wurde es, als ich ihn dabei erwischt habe, wie er sich am Baum stützte und mit der Hand seinen Schuh auszog, um nach der fremden Katze zu werfen. Danach musste er sich eine Predigt von mir anhören, wie man nicht mit Tieren umzugehen hat.
Aber wir waren uns alle einig, dass eine zweite Katze keine Option sei. Deswegen erstellte ich Aushänge, die ich im Dorf an Laternen und Häusern anpinnte, sodass sich hoffentlich jemand meldet, dem die Katze gehört. Bis sich die Besitzer finden, begleitet „Nacho“ mich im Garten auf Schritt und Tritt.