Wer übernimmt die Verantwortung für wissenschaftliche Entdeckungen?

von R.F

Die Nobelpreisverleihungen stehen wieder an, wie jedes Jahr im Herbst werden Preise für naturwissenschaftliche Forschungen verliehen. Alfred Nobel stiftete den Nobelpreis 1901, um Forschungen zum Wohle der Menschheit zu fördern. Da seine Entdeckung des Sprengstoffes Dynamit damals nicht nur für Bergbau verwendet, sondern auch, um Waffen herzustellen und damit gegen die Menschheit eingesetzt wurde, wollte er mit seinem Vermögen, welches er durch seine Erfindung verdient hatte, Forschungen zum Wohle der Menschheit fördern.

Um zu wissen, wer die Verantwortung übernehmen sollte, muss vorher erst einmal geklärt werden, was Verantwortung überhaupt ist. Denn wenn ich sage, dass ich Verantwortung übernehme, reicht es dann, dass ich mich schlecht fühle oder ein schlechtes Gewissen habe? Oder muss ich Schadenersatz leisten, zum Beispiel in Form von Geld? Geld kann zwar in bestimmten Fällen dem Opfer oder den Angehörigen helfen und sie finanziell unterstützen, aber einen, im schlimmsten Fall, verstorbenen Menschen ersetzt dies nicht. Auch einem durch einen Unfall behinderten Menschen kann durch Geld zwar ausgeholfen werden, aber mentale oder psychische Schäden heilt dies nicht. Es hilft ihm auch körperlich nicht, denn Geld alleine heilt keine Krankheiten oder verursachte Schäden. Verantwortung übernehmen kann aber auch so gedeutet werden, dass man für sich persönlich festlegt, dass man an bestimmten Themen, zum Wohle der Menschheit, wie Nobel sagte, gar nicht erst mit dem Forschen anfängt, um so den Missbrauch einzuschränken und später nicht die Verantwortung dafür übernehmen zu müssen.

Sollte man also bestimmte Themen einschränken um den Missbrauch zu verhindern? Die Frage hierbei ist, ob das jeder Wissenschaftler für sich festlegen kann und sollte. Oder ob man dafür bestimmte Gesetze braucht, die die Forscher dabei einschränken und somit die Forschung für bestimmte Themengebiete zurückhalten und verlangsamen. Doch verhindert man mit genau solchen Gesetzen dann wichtige Fortschritte in der Wissenschaft und Forschung? Denn wenn man die Forschungen zu sehr einschränkt, kann dies auch Fortschritte verhindern und so auch Nachteile hervorrufen. Wenn man Forschungen aber überhaupt nicht eingrenzt und beschränkt, können schnell ethische Grenzen erreicht werden, wie zum Beispiel bei der Genforschung. Sie hilft uns, Erbkrankheiten zu behandeln oder zu heilen, gleichzeitig greift sie aber auch in die Evolution ein, indem sie durch Klonung oder Behandlung kranker Gene massiv den natürlichen Prozess umgeht. Bei Genforschung, gerade wenn es um embrxonale Stammzellenforschung geht, schwingt immer auch die Frage der moralischen Vertretbarkeit mit. Ist es moralisch vertretbar, Menschen zu züchten, um andere Menschen zu heilen?

Ein großer Aspekt, den ich bisher ausgelassen habe, ist, ob sich Wissenschaft durch moralische Grenzen überhaupt einschränken lässt. Denn wenn nicht, braucht man dann Gesetze oder gar eine neue Form der Einschränkung? Ich denke, wir sollten jetzt schon langsam anfangen, die Wissenschaft einzuschränken, um nie an den Punkt zu kommen, wo dies, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr geht. Müssen Forscher vorher also die Folgen ihrer Forschung abschätzen und darauf basierend entscheiden, ob sie diese möglichen Folgen verantworten und moralisch vertreten können? Und wenn Gesetzte erlassen werden,hat dann jedes Land seine eigenen Bestimmungen und Festlegungen? Das alles sind Fragen, die man dringend klären sollte, denn die Forschung wird sich immer weiter entwickeln und irgendwann vor Themen stehen, die eigentlich nicht moralisch und ethisch vertretbar sind, dann aber durch unklare Gesetze und Festlegungen teilweise trotzdem erforscht werden. Zudem sollte man sich fragen, ob es nicht besser wäre, solche Gesetze in der EU oder anderen Weltbündnissen festzulegen, damit amn in der ganzen Welt einheitliche oder zumindest ähnliche Regeln hat.

Um wieder zur Anfangsfrage zurückzukommen: „Wer ist für wissenschaftliche Entdeckungen verantwortlich?“, würde ich neben der Verantwortung an sich auch gerne die Wissenschaft betrachten. Wissenschaft erforscht Vorgänge und Zusammenhänge zwischen Dingen, die vorher unbekannt waren. Da Wissenschaft meist sehr abstrakt und realitätsfern ist, ist es für Normalverbraucher eher schwierig, die gewonnenen Erkenntnisse zu benutzen. Meistens werden such nur Grundlagen erforschtu und es dauert teilweise Jahrzehnte, bis eine Erkenntnis oder Entdeckung missbraucht wird und zum Beispiel Machinen entstehen, die das Wohlergehen der Menschen wirklich gefährden. Das heißt, Veröffentlichungen führen nicht automatisch zum Missbrauch, da erst einmal herausgefunden werden muss, wofür genau diese Erkenntnis gut sein kann und wofür vielleicht auch nicht. Ich denke, dass der jeweilige Forscher isofern für seine Forschungen und Erkenntnisse verantwortlich ist, dass er die „freie“ Wahl hat, welche Themen er genau erforscht. Der Forscher lenkt also selbstständig, in welche ungefähre Richtung seine Forschungen und Erkenntnisse gehen.

Wenn also schon von vornherein ein Thema in Verdacht steht, später mit den neuen Erkenntnissen missbraucht zu werden, finde ich, dass der Forscher an dieser Stelle die Verantwortung trägt, zu sagen, dass er dies eher nicht erforschen will, damit er den Missbrauch nicht noch zusätzlich fördert. Nur in diesem einen Fall ist er für mich verantwortlich. Wenn ein Forscher jetzt gutwillig an einem Medikament arbeitet, um Menschen zu helfen, und dieses Medikament später dann als Droge eingesetzt wird, finde ich nicht, dass der Forscher jetzt noch verantwortlich ist. Denn hier ein kleines Beispiel, wenn ein Waffenverkäufer eine Waffe verkauft, ist er auch nur dafür verantwortlich, dass der Käufer über den Gebrauch der Waffe informiert ist, er muss also nur sicherstellen, dass der Käufer einen Waffenschein hat und weiß, wie man mit der Waffe umgeht. Wenn der Käufer aber aus dem Laden raus ist und die Waffe gekauft hat, hat der Verkäufer keine Kontrolle darüber, was der Käufer mit seiner Waffe macht. Wenn der Käufer jetzt Menschen mit der Waffe erschießen würde, würde den Verkäufer nur bei falscher Aufklärung teilweise die Schuld treffen, ansonsten ist der Käufer ganz alleine für seine Taten verantwortlich, da er derjenige ist, der die Waffe in dem Moment besessen hat und somit die Verantwortung dafür trägt. Ich denke, dass der Waffenverkäufer und der Wissenschaftler viele Gemeinsamkeiten haben, da sie beide Dinge zur Verfügung stellen, die mehr oder minder missbraucht werden können, auch wenn bei den Waffen der Missbrauch näher liegt als bei den meisten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Den Waffenverkäufer trifft hier also keine Schuld.

Doch was ist Schuld eigentlich? Schuld ist ein Verstoß gegen das Gewissen. Das heißt, wenn zum Beispiel ich mich schuldig fühle, tue ich das wahrscheinlich, weil ich gegen mein Gewissen verstoßen habe. Ich denke also, dass der Leser von einer Veröffentlichung von einer entdeckung für das erworbene Wissen selber die Verantwortung trägt und somit auch für die Folgen, welche er auf sich bezogen selber bestimmen kann. Ob das, was in der Wissenschaft entdeckt wurde, moralisch vertretbar ist, dafür kann der Leser nichts, aber er kann etwas dafür, wie er mit dem erlangten Wissen umgeht und welche Schlüsse er daraus zieht. Das heißt, der Forsche ist nur bis zu einem gewissen Grad verantwortlich, nämlich wenn es darum geht, Themen auszuwählen. Ansonsten sind die Nutzer dess Wissens in meinen Augen dafür verantwortlich.

Wenn es um die Themenauswahl und dass letzten Endes um die Veröffentlichung geht, kann ein Forscher zwar für sich entscheiden, ob er es erforsch, das Risiko, dass es aber einfach jemand anderes macht, ist ziemlich hoch. Denn was einmal jemand gedacht hat, wird auch jemand anderes noch einmal denken können. Das heißt, damit nimmt der Forscher nur sich selbst aus der Verantwortung und verhindert damit nicht automatisch die Forschungen. Aber egal auf welchen Entschluss man kommen mag, er wird und kann nicht endgültig sein, denn die Wissenschaft und die Gesellschaft ändern sich ständig und somit auch die vermeintliche Antwort auf diese Frage. Das heißt, man wird die Frage womöglich nie komplett beantworten können, da jeder verschiedene Ansichten zum Thema hat und damit haben auch alle eine unterschiedliche Meinung auf diese sehr umfangreiche Frage. Abschließend fasse ich noch einmal die wichtigsten Punkte und Argumente zusammen und ziehe dann meinen persönlichen Schluss daraus.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Frage jeder erstmal für sich klären muss, um herauszufinden, was Verantwortung für einen persönlich bedeutet, denn dann erst kann man die eigentliche Frage beantworten. Forscher können selber ihre Themen bestimmen und damit auch, in welche Richtung es geht. Aber selber die Folgen abschätzen müssen, halte ich nicht für praktikabel und finde auch nicht, dass man dies verlangen sollte, weil man dafür schon vorher wissen müsste, was rauskommen kann, was meistens bei Weitem nicht der Fall ist. Außerdem ist es ein weiter Weg von der Entdeckung bis zum Missbrauch, da man direkt mit der Erkenntniss an sich erst einmal nur Grundlagen geschaffen hat, welche manchmal erst nach Jahrzenten von weiteren Forschern missbraucht werden. Dass man Wissenschaft durch einheitliche Gesetze in bestimmte Richtungen lenken kann und und vielleicht auch von manchen Themen fernhält, das finde ich eine gute Idee. Wie man an der Genforschung sehen kann, könnte man am Menschen sbman andere heilen kann. Das finde ich moralisch nicht vertretbar, denn selbst bei der Abtreibung wird schon diskutiert, ob das Ungeborene schon als vollwertiger Mensch zu werten ist und deshalb auch ein Recht auf normales Leben hat oder nicht. Am Ende würde ich einfach zusammenfassend sagen, dass Forscher zwar viel Verantwortung für ihre Forschung haben, aber keine für die Folgen der Forschung.

Beitragsbild: https://pxhere.com/en/photo/1039249

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