Eine kalte Spur

Kriminalgeschichte

Von: Henriette

Panda verschwunden aus dem Leipziger Zoo +++Schwarzfahrer auf der Flucht +++Firmen-Chef von Toolso AG ist ein Naturliebhaber +++Totschlag in der Brüsselgasse am Abend

Ich saß gemütlich am Frühstückstisch und las die Zeitung mit einem Marmeladenbrot in der Hand. Draußen wurde es langsam hell. Ich wollte den Tag sportlich beginnen und holte mein altes Fahrrad aus dem Keller. Lange schon war ich nicht mehr am Stadtrand gewesen, wo der Wald um diese Jahreszeit sicher in den schönsten Herbstfarben leuchtete. Ich schlüpfte in meine bequemsten Schuhe und über meinen grünen Rollkragenpullover zog ich meinen Mantel. Die Bäckerei an der Ecke war mit Kürbissen geschmückt. Eine halbe Stunde durch den Wald entlang des Seeufers würde mir gut tun.

Der Brandauer See lag noch in Nebel gehüllt. Die Stille wurde unterbrochen, als mich ein Polizeiwagen mit Martinshorn überholte und zum Seeufer abbog. Als Detektiv Paul Klöckner wollte ich natürlich wissen, was passiert war und fuhr hinterher. Der Krankenwagen war schon da. Eine junge Frau um die 20 rannte aufgeregt auf mich zu. „Ich kam aus dem Wasser und da lag sie und…“ – „Bitte beruhigen sie sich!“, unterbrach ich sie. „Erzählen sie, was passiert ist!“ – „Also: Romy, so heißt meine Freundin, und ich gingen heute Morgen hier schwimmen. Plötzlich, als ich aus dem Wasser kam, lag sie reglos am Ufer und hatte diese roten Flecken. Ich dachte, sie wäre tot…“ Sie schluchzte leise. „Dann habe ich die Rettungssanitäter angerufen.“ – „Gut gemacht. Setzen Sie sich erst einmal auf diese Bank. Ich sage jemandem Bescheid, der sich um Sie kümmert.“

Ich ging zum Rettungsteam, stellte mich vor und fragte, ob das Mädchen in Lebensgefahr sei. „Sie wird es schaffen, muss aber beatmet und schnell ins Krankenhaus gebracht werden“, sagte der Arzt. Nachdem ich einen Sanitäter zu der besorgten Freundin geschickt hatte, sah ich mich um. Ich ging ein paar Schritte entlang des Seeufers. Es gab nichts Auffälliges. Einige Glasflaschen und Zigaretten vermüllten die Umgebung. Doch eine dunkelblaue Tonne mit rostigen Stellen fiel mir ins Auge. Außerdem konnte ich eine Aufschrift erkennen: Toolso AG. In diesem Moment traf mich etwas Hartes und mir wurde schwarz vor Augen.

Als ich wieder zu mir kam, brummte mein Kopf. Ich war allein und lag auf dem Boden. An meinem Hinterkopf spürte ich eine warme, flüssige Substanz. Ich sah mich vorsichtig um. Die Tonne war verschwunden, aber neben mir lag eine zerbrochene Flasche. Wahrscheinlich wollte irgendjemand verhindern, dass ich ihm auf die Schliche komme. Ich wickelte die Scherben in meinen Schal. Die Wunde konnte ich selbst versorgen.

Die Sache kam mir verdächtig vor, meine Sinne als Detektiv waren gefragt. Ich schaute im Internet nach dem Wort „Toolso AG“. Ich fand heraus, dass Toolso AG ein Kühlakku-Unternehmen ist, das vom Firmen-Chef Michael Holzkamp geführt wird. Ich sah viele gute Bewertungen über die Kühlakkus, aber eine kam mir seltsam vor:

Die Kühlakkus von Toolso sind super und halten lange, bis meine kleine Tochter den Akku heimlich aufgeschnitten hat. Als ich sie fand, war sie mit einem Ausschlag überdeckt.

Ich las die Bewertung zu Ende und stellte fest, dass Romy und ihre Freundin dieselben Errötungen hatten. Um mehr Informationen zu erhalten, schaute ich auf eine Karte. Mir fiel auf, dass sich Toolso oberhalb eines Flusses befand, der in den Brandauer See fließt. Schnell nahm ich meinen Detektivkoffer und fuhr direkt los,

Am Firmeneingang begrüßte mich winkend eine übergroße Kühlakku-Figur. Dahinter rauchten mächtige Schornsteine. Ich ging ein Stück entlang der Mauer, bis ich an ein Gittertor kam, das mit einer Plane abgedeckt war. Ich dachte mir nichts dabei, doch beim Vorbeigehen konnte ich durch einen Schlitz mehrere blauen Tonnen mit der Aufschrift Toolso AG erkennen. Von Neugier getrieben kletterte ich an der kaputten Mauer hoch und beendete das Kunststück mit einem Sprung. Ich war umgeben von vielen Lastern, die mit unzähligen blauen Tonnen beladen waren. An einem Riss am unteren Rand einer Tonne konnte ich eine Flüssigkeitsprobe ziehen. Ich brachte die Probe auf schnellsten Weg zu meinem Freund Henri ins Labor zur Analyse.

Zwei Tage später rief Henri an: „Hey Paul, ich habe die Ergebnisse deiner Probe. Es sind die normalen Stoffe einer Kühlflüssigkeit, allerdings ist auch Trinitrosol enthalten. Das kann meines Wissens allergische Reaktionen auslösen.“ Eine Ahnung kam in mir hoch: Es gab einen Zusammenhang zwischen den Hautreaktionen und den Überfall auf mich am Brandauer See. Vielleicht könnte eine Probe des Seewassers den entscheidenden Hinweis geben. Wieder bat ich Henri um Unterstützung. Die Laborergebnisse bestätigten meinen Verdacht: Tatsächlich konnte Henri Spuren von Trinitrosol auch in den Wasserproben nachweisen.

Ich nahm die zwei Proben und die zerbrochene Flasche und brachte sie zur Polizei. Anhand der Fingerabdrücke auf der Flasche konnte ein Mitarbeiter der Toolso AG überführt werden, mich überfallen zu haben. Die Beweisstücke und die Informationen, die ich bereits herausgefunden hatte, waren ausreichend, um ein Ermittlungsverfahren gegen Michael Holzkamp einzuleiten.

Es stellte sich heraus, dass Trinitrosol die Haltbarkeit der Akkus verlängern sollte, um Umweltauflagen zu erfüllen. Als bekannt wurde, dass der Stoff allergische Reaktionen auslöst, wurde die bis dahin produzierte Menge ilegal im angrenzenden Fluss entsorgt. Die leere Tonne, die ich entdeckt hatte, war versehentlich bei der Entsorgung hinein gefallen. Toolso musste die Kosten für die Gewässerreinigung übernehmen. Der Firmenchef Michael Holzkamp erhielt eine Gefängnisstrafe von 10 Jahren.

Heute erhielt ich einen Anruf von Romy. Sie ist mir überaus dankbar und möchte mich gern zum Abendessen einladen.

Beitragsbild: https://pxhere.com/en/photo/974556

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