Wenn der Hype zur Sucht wird

Objektiv


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Der erste Blick nach dem Aufstehen und der letzte vor dem Schlafengehen- das Smartphone ist unser ständiger Begleiter.

Kann uns das Handy abhängig machen?


Rund 88 Mal am Tag schauen Smartphone-Nutzer auf ihr Display. Das belegt eine Umfrage der Beratungsgesellschaft Deloitte.


Junge Leute zwischen 18 bis 24 Jahren benutzen ihr Smartphone besonders häufig. Fest steht: Während der Corona-Pandemie werden „bestehende Nutzungsmuster intensiviert“, so Dr. Andreas Genter, Leiter Technology, Media & Telecommunications Deloitte.

Den ersten Kontakt mit dem Smartphone haben Kinder bereits bevor sie in die Schule kommen. Eltern wissen oftmals nicht, wie viel Zeit ihre Sprösslinge mit den Lieblingsapps verbringen. Online-Zeiten festlegen oder die Nutzung von Apps einschränken – all das wird nur bedingt getan. Anwendungen etwa, die „Handy-Zeiten“ messen, sind weitestgehend unbekannt oder werden nicht genutzt.

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Als „digital Natives“ wachsen Kinder und Jugendliche mit Social Media auf.

Soziale Medien wie TikTok, Instagram, WhatsApp und YouTube – sie sind vor allem bei jungen Leuten, der Generation Z, hoch im Kurs. Inbesondere in Zeiten des „Social Distancing“ konnte ein deutlicher Anstieg in der Nutzung festgestellt werden.

US-amerikanische Influencer wie die 17-Jährige Charlie D ́Ameliooder oder die 40 Jahre alte Kim Kardeshian, die Followern direkte Einblicke in ihr Leben geben, lösen einen regelrechten Hype aus. Auch Influencer aus Europa und Deutschland erzielen hohe Reichweiten und werden von ihren meist jungen Abbonennten als Idol der Gegenwart gefeiert (siehe Infobox und Thüringer Allgemeine vom 27.02.2021). Aus dem ständigen Beobachten und dem Wunsch nichts zu verpassen, kann schnell eine Sucht entstehen.

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Wissenschaftler sprechen in diesem Zusammenhang von einer „Nomophobie“.

Der Begriff steht für „No Mobile Phone Phobia“. Gemeint ist damit die Angst, nicht in der Nähe des Handys und damit nicht erreichbar zu sein. Es wird ständig geprüft, ob neue Nachrichten eingegangen sind oder ob es Updates der Influencer gibt. Um das Suchtpotential bei Smartphonenutzung im deutschsprachigen Raum zu untersuchen, wurde eine Online-Umfrage unter allen aktiv Studierenden der Sigmund Freud Universität Wien (N=1836) durchgeführt (vgl. Ärzteblatt, Ausgabe Februar 2019).

Die Symptome der Nomophobie können sehr unterschiedlich sein und zeigen Abhängigkeitsmerkmale, die häufig auch bei stoffgebundenen Süchten, wie z.B. Nikotin auftreten. Diese reichen von Nervosität, Schweißausbrüchen, Ängsten bis hin zu depressiven Stimmungen. Doch was ist Normalität und wo beginnt die Sucht? Diese Frage wird zukünftig noch stärker in den Fokus von wissenschaftlichen Untersuchungen rücken. Eltern und Lehrer sollten bereits jetzt handeln, etwa durch Aufklärungsgespräche rund um das Thema Smartphone und dessen Suchtpotential.

Junge Leute über die Möglichkeiten des Selbstschutzes, etwa durch den Einsatz von Apps zu informieren, die die Nutzungsdauer messen, ist eine Maßnahme. Medienkompetenz schulen und Programme zur Prävention anbieten – all das sind Instrumente, damit sich Nomophobie, die Volkskrankheit des 21. Jahrhunderts, nicht weiter ausbreiten kann.

#INFLUENCER

Charli D ́Amelio ist eine US-amerikanische Influencerin. Die 17-Jährige hat über 109,7 Millionen Abonnenten auf dem sozialen Netzwerk TikTok. Damit hat sie den meistabbonierten TikTok-Kanal in der gesamten Welt.
tiktok.com/@charlidamelio
Influencer Nils Küsel aus Jena hat bei TikTok innerhalb weniger Monate mehr als 1,4 Millionen Follower erreicht. Der 21-Jährige, geboren in Kulmbach, hat im Jahr 2018 am Christlichen Gymnasium in Jena sein Abitur abgelegt.
tiktok.com/@nilskue

#AUTORIN

Die 13-jährige Autorin hat mit Beginn der Corona-Pandemie einen eigenen YouTube-Kanal eröffnet.
youtube.com/annasophieausjena

#QUELLEN

  • »Neue elektronische Medien und Suchtverhalten«, Michaela Evers-Wölk / Hogrefe, 2019.
  • Smartphoneabhängigkeit: Hohe Relevanz in der Praxis, Christ-iane Eichenberg, Ärzteblatt, Aus-gabe Februar 2019.
  • Smartphone-Nutzung in der COVID-19 Pandemie, Andreas Gentner, Deloitte, 2020, Online-Artikel.
  • Nomophobie: Das steckt da-hinter, Tim Aschermann, 2018, CHIP.
    • Beitragsbild:
    • Bild 1: https://kaos.netzspielplatz.de/wp-content/uploads/2021/04/1616695793741-smartphone_hype_sucht.pdf
    • Bild 2: https://www.pexels.com/de-de/foto/hande-iphone-technologie-display-5081930/

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