Kaufen, Kaufen, Kaufen – eine konsumsüchtige Gesellschaft

Glosse (subjektiv)

Jeder kennt diese Situation: Man sieht irgendwo im Netz auf einer coolen Designer-Seite ein Teil, das einem so gut gefällt, dass man es am liebsten sofort gekauft hätte. Und praktischerweise steht dann neben den Produktinformationen „Jetzt kaufen!“ oder „In den Warenkorb“. Das Teil ist wirklich toll, auch gar nicht so teuer: nur 30€. Okay für so ein Designer-Teil; eigentlich sogar billig, wenn man drüber nachdenkt. Und zack!, hat einen jemand um den Finger gewickelt. Man denkt nicht mehr daran, dass man das Teil eigentlich gar nicht braucht, dass die Farbe dir eigentlich nicht steht, kurz: an all die Dinge, die einen davon abhalten würden, das Teil zu kaufen. Und so landet es am Ende im Warenkorb, wird aber 2 Monate nach Rücksendegarantie aus oben genannten Gründen nicht mehr angezogen und durch ein noch schärferes ersetzt.

Was glaubt ihr denn, wie es dazu kommen konnte, dass mittlerweile unzählige Menschen denken, es gehöre zur Selbstverständlichkeit, mindestens 1x pro Woche shoppen zu gehen oder ein XXL- Schnitzel mit Antibiotika, fettriefenden Pommes und überzuckertem Ketchup auf dem Teller zu haben? Werbung, Werbung und noch mehr Werbung, Influencer und Manipulation,vor allem in der jüngeren Generation. Wenn Superman in der McDonalds-Werbung sagt, Burger sind lecker, dann fleht das Kind die Eltern an, ihm doch einen zu kaufen. Und siehe da, Burger sind dank Geschmacksverstärkern und erhöhter Zuckerdosis tatsächlich lecker und werden zum neuen Leibgericht. Man sieht doch meistens jemanden im Supermarkt, mehr Fett als Fleisch am Leib, im Einkaufswagen neben Energy-Drinks, actimel, Maggi-Nudeln und Milchschnitte nur das Billigste vom Billigen.

Noch vor knapp 89 Jahren wussten die Leute nicht mal, was ein Supermarkt funktioniert und haben ihr Gemüse brav im Einkaufsnetz vom Regio-Markt anstatt eingeschweißt aus einer 800qm-Kaufhalle geholt. Man war insgesamt nicht wohlhabend genug, um in solchen Massen einkaufen zu können. Das fing erst in den 1950ern mit dem „Wirtschaftswunder“ in Amerika an, als die Leute endlich wohlhabend und vor allem mobil genug waren, um von einem Supermarkt 5 große Taschen Lebensmittel zu transportieren. Die längst nicht so unterschiedliche und vielfältige Markenangebote haben, wie es uns die Lebensmittelindustrie glauben machen will. Eigentlich gibt es nur noch 10 Riesenkonzerne, die die anderen, kleineren Marken größtenteils aufgekauft haben und mittlerweile den Lebensmittelmarkt kontrollieren. Fast alle geläufigen Lebensmittelmarken wie Pringles, Vio oder Milka gehören zu einem dieser Konzerne. Und kein einziger davon hat eine Kampagne gegen überflüssige Plastikverpackungen gestartet. Immer nur: Möglichst viel, schnell, billig und einfach.

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Klar, gibt es in Deutschland mittlerweile viele ZeroWaster, ungefähr 97 Unverpacktläden, unzählige Secondhand-Läden, Umweltschutz- und FoodSharing-Verbände wo man geht und steht, aber das ist eben nur Deutschland. EU-Weltmeister im Co2- Ausstoßen und Müllrecyceln. Sicher, in ein paar Ländern drumherum ist das vielleicht auch so, aber wenden wir den Blick mal weg von der EU und mehr nach Westen, in die USA. 28-mal mehr Natur zum Schützen, 4-mal mehr Leute, um fridays for the future zu demonstrieren, aber macht das dort jemand? Wie ich hörte, hat in Schweden jemand damit angefangen. Aber vielleicht ist die Politik ja nicht das Problem, sondern die Konsumgewohnheiten der Menschen? Das Bedürfnis, sich jedes Jahr ein neues Auto oder Smartphone leisten zu müssen, nur weil das alte nicht mehr neu genug ist? Ich glaube, der Grund für so ein Verhalten war am Anfang zu wenig Aufklärung und am Ende zu viel Bequemlichkeit. Wenn solche Leute einfach mal nicht nur an ihre unangebrachten Bedürfnisse, sondern auch an deren Konsequenzen für sich und andere denken würden, könnte sich schon Einiges ändern.

Von J.M.T. im Rahmen des Puma-Zeitungsprojektes

Beitragsbild: „Best Buy“ by Iain Tait is licensed under CC BY-NC-ND 2.0

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