Die vergessene Massenkrankheit – Im Schatten eines Krieges

Gastbeitrag von Marissa

Die spanische Grippe: fällt dir dazu was ein? – Wahrscheinlich nicht. Das Jahr 1918 sagt euch vermutlich auch nichts. Lasst mich euch in das Jahr 1918 zurückführen, wo ich euch über das schreckliche Erbe des ersten Weltkriegs aufkläre.

 Im Jahr 1918 ging der erste Weltkrieg zu Ende, jedoch ein weiteres Desaster nahm seinen Lauf. Als hätte die Welt nicht noch mehr Schaden gebrauchen können, tauchte aus den Schatten des Krieges ein Massenmörder auf, der innerhalb von Monaten weitere Millionen Tote forderte: die spanische Grippe.

Wie man schon lange vermutete, gab es den ersten Krankheitsfall der Influenza (wissenschaftlicher Name von der Grippe) in einem Militärlager in Kansas, USA. Albert Gitchell meldete sich auf der Krankenstation mit ersten Anzeichen einer Grippe, doch der Arzt schickte ihn fort unwissend, welches Desaster er damit anrichtete. Denn von dort an verbreitete sich die Krankheit in den Schutzgräbern von Europa und von dort aus in der gesamten Welt. Man vermutet sogar, dass die Krankheit den Krieg entschied, denn auf beiden Seiten war mehr als ein Viertel Soldaten erkrankt. Die Hygienezustände an der Front waren katastrophal und somit ein leichtes Spiel für den Erreger. Die fiebernden Soldaten mussten draußen in der Kälte vorm Lazarett verbleiben, da die Lazaretten überfüllt waren. Als der Krieg 1918 sein Ende nahm, verschwand die erste Welle der Pandemie und kehrte 1919 im August wieder. Die zweite Welle der Pandemie war die Tödlichste und das Besondere an ihr war, dass sie nicht halt machte vor Kindern und jungen Menschen, sondern alles tötete was sie berührte. Menschen begannen sich zu erholen nach dem jahrelangen Krieg und schon wurden sie von hinten mit dem nächsten Horror konfrontiert. Als erstes berichtete eine spanische Zeitschrift über die Katastrophen in den Krankenhäusern und somit bekam die Influenza ihren Namen.  

Die Ärzte waren ratlos was es war: populente Bronchitis oder doch etwas total Neues? Es fing mit ganz normalen Grippesymptomen an: Haare fielen aus und Zähne verfaulten und endete meist mit einer tödlichen Lungenentzündung. Tausende starben danach meistens nach einer bakteriellen Pneumonie. Das Horrorhafte an den Erkrankten war das sie aufgrund von Pneumonie und Lungenentzündungen sich die Haut schwarz färbte. Ärzte berichten erschreckt davon, das Weiße gar nicht mehr von Schwarzen unterschieden werden konnten. An einer Grippe war nicht mehr zu denken. Die Erkrankten fielen oft wegen des so hohen Fiebers ins Delirium und fingen an zu schreien und sich aus dem Bett zu winden. Krankenschwestern mussten die Patienten ans Bett festmachen, damit sie sich nicht aus den Fenstern des Krankenhauses stürzten.

Ärzte wussten auch nicht, wie sie die Patienten behandeln sollten. Impfstoffe gab es noch nicht und so nahmen sie alles was der Medikamentenschrank gab. Aspirin wurde als die Wunderdroge bezeichnet. Sie senkte Fieber und linderte Schmerzen. Es gibt sogar Theorien davon das so viele gestorben sind aufgrund einer Aspirinvergiftung, da Aspirin im Übermaß verabreicht wurde. In Situationen von Panik fangen Leute an, impulsive Entscheidungen zu treffen ohne richtig darüber nachzudenken. Daraufhin glaubten die Ärzte rauchen könnte den Erreger im Körper auslöschen. Alkohol und sogar Quecksilber wurden auch für eine kurze Zeit in Erwägung gezogen.

Aber eben nicht nur im Krankenhaus ging es wie in der Hölle zu: Das zur damalige größte Schiff der Welt, die Leviathan, startete von New Jersey und wollte an die französische Küste. Die Passagiere, hauptsächlich Militärangehörige auf See, wurden von der Seuche infiziert und als das Schiff im Hafen ankam waren die Decks voll mit Blut und Erbrochenem und die dazu gehörigen Erkrankten, die sich schreiend windeten. Dass ist nur einer der Horrortrips, die die Seuche hervorgebracht hat.  

Die Welt spielte verrückt: man sagte die Krankheit kam von den Toten vom Schlachtfeld. „Deutsche Grippe“, „Brasilianische Grippe“, „Sumo-Grippe“. Jeder versuchte einen Sündenbock zu finden. Die Spanier glaubten es kam von den Portugiesen und so sperrten die Spanier, die kommenden portugiesischen Arbeiter, die auf Zügen kamen darin ein und ließen sie nicht ins Land. Doch es war schon zu spät, die Seuche verbreitete sich schon auf der Welt. Alaska zum Beispiel war zur damaligen Zeit noch eine sehr kleine Population die hauptsächlich aus Ureinwohner bestand. Die Seuche forderte grausame Opfer, sodass unzählige Weisen zurückblieben und mehr als 40% der gesamten Bevölkerung Alaskas ausgelöscht wurde. In Indien ging es genauso grausam zu: die Leichen stapelten sich in Flüssen und lösten tiefe Angst aus. Aber die Krankheit ließ einen nicht einmal in Ruhe, wenn derjenige die Krankheit überwunden hatte.

Depressionen und Lustlosigkeit holte einen als nächstes. Viele Künstler, wie auch Edvard Munch malte Bilder, die auf seiner Depression nach der Spanischen Grippe zurückführend sind. 1920 war die Pandemie beendet, genauso schnell wie die Seuche gekommen war, so verschwand sie auch wieder und nahm insgesamt 25 Millionen Tote (wahrscheinlich) weitaus mehr, Menschen das Leben. Natürlich lieferte die Grippe Grund zur Revolution und somit verbesserten viele Länder ihre Gesundheitssysteme. Doch warum kann diese Pandemie die so viele Familien auseinandergerissen hat und bei fast jeder dritten Familie ein Mitglied forderte, als vergessene Pandemie bezeichnet werden? Wie im Titel schon erwähnt fallen diese Opfer alle unter den großen Mantel des ersten Weltkriegs. Die 10s des 1900 Jahrhundert waren ein Schmerz für die gesamte Weltbevölkerung.     

Quelle:

1918 Die Welt im Fieber – Wie die Spanische Grippe die Gesellschaft veränderte – Laura Spinney

Bild ist vom Tagesspiegel

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