Trauerrede für einen Füller

Lena M.

Letzte Woche hat mich mein über viele Jahre treuer Begleiter, mein Füller, verlassen. Er ist einfach kaputt gegangen. Im Deutschunterricht. Daraufhin war ich gezwungen, mir einen neuen zu kaufen. Um meinen alten Füller in Ehren zu halten, wurde ich auf die Idee gebracht, eine Trauerrede zuhalten.

Liebe Freunde und Weggefährten, heute stehen wir hier versammelt, nicht um Abschied von einem normalen Gegenstand zu nehmen, sondern von einem wahren Helden des Schreibens, einem Titanen der Tinte, der über ein jahrzehntelang seine epischen Geschichten auf die Seiten meines Lebens gewebt hat. Ein Füller, der nicht nur ein Werkzeug war, sondern ein treuer Begleiter in meinen schulischen Schlachten und intellektuellen Reisen.

Dieser Füller war mehr als nur ein Schreibutensil. Vor zehn Jahren trat dieser Füller in mein Leben. Seitdem war er eine epische Waffe im Kampf gegen leere Blätter und knifflige Klausuren. Mit seiner Feder trotzte er den Widrigkeiten des Schulwahnsinns und hinterließ auf jedem Blatt Papier Spuren von Wissen, manchmal auch eher wirre Gedanken und gelegentlich mysteriöse Flecken, die wir niemals ganz verstehen werden.

Sein Ableben kam nicht überraschend. In den letzten Tagen gab er ein letztes Krächzen von sich, als ob er sagen wollte: „Lena, du musst weiterziehen, aber vergiss nicht die Zeiten, in denen ich für epische Geschichten und mathematische Kuriositäten verantwortlich war!“ Somit müssen wir heute von ihm Abschied nehmen, denn dieser tapfere Füller hat nun wirklich sein Ende erreicht. Das Geräusch des Schreibens, das mich so oft begleitet hat, ist nun verstummt. Es fühlt sich an, als hätte ein Teil meiner schulischen Identität, ein Teil meines persönlichen Wachstums seinen Platz verloren.

Nun habe ich einen neuen Füller, er mag zwar eine farbenfrohe Hommage an meine Liebe zu Katzen sein, aber er kann nie den Platz meines alten Füllers einnehmen. Er ist ein Ersatz, der nicht die gleiche Schlachterfahrung hat wie sein Vorgänger, aber zweifellos eine lustige und pelzige Ergänzung zu meiner Federmappe darstellt. In meinen kommenden Prüfungen wird dieser neue Füller melodisch über die Seiten tanzen, begleitet von niedlichen Katzengesichtern. Die weiteren LK’s, Klausuren und Prüfungen mögen voranschreiten, aber mein treuer Freund wird in den Erinnerungen an all die Notizen, Interpretationen und künstlerischen Meisterwerke weiterleben.

Der Abschied von meinem alten Füller ist nicht leicht, denn er hat mich durch Höhen und Tiefen begleitet. Möge er in den Himmel der verlorenen Schreibutensilien eingehen, wo er mit anderen tapferen Füllern und mysteriösen Radiergummis ein Leben in ewiger Tinte führen kann. Lasst uns nicht trauern, sondern feiern – feiern wir die epischen Abenteuer meines alten Füllers und die vielen Geschichten, die er mit mir geteilt hat. Feiern wir die Zukunft mit meinem neuen Füller. In seinem letzten Tintentropfen möge er Frieden finden.

Auf ewig in unseren Schreibherzen, mein Füller.

In tiefster Trauer

Lena Müller, 11. Klasse

Bild: lizenzfrei by pexels.com

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