Besondere Fauna und Flora – (Wild)-Tiere in und um Jena

Gastbeitrag von Josua P.

Es erwarten Sie tolle Bilder und viele Infos / Tipps.

Was für Tiere kann man in Jena beobachten?
Das wohl am häufigsten in Jena gesehene Wildtier ist der Fuchs. Er hat kaum noch Angst vor uns Menschen und hält sich auch auf Wegen und Straßen auf. Auch häufig gesehen sind Wildschweine. Bei ihnen sollte man sehr vorsichtig sein, vor allem in der Brutzeit (November bis Januar). In dieser Zeit sind Wildschweinbachen sehr aggressiv, da sie ihre Jungen beschützen wollen. Sehr berühmt sind außerdem Feldlerchen, welche man in Jena gut beobachten kann. Sie wurden bereits zweimal zum „Vogel des Jahres“ gekürt, da sie stark gefährdet sind. Die Süddeutsche Zeitung berichtete, dass 2018 zwischen 80.000 und 160.000 Brutpaare im Thüringer Becken lebten.

Zusätzlich können sie im Frühjahr sehr gut Eisvögel beobachten. Sie leben häufig an der Saale und an kleinen Teichen und Seen. Teilweise kann man sogar Revierkämpfe beobachten.

In Jena gibt es auch immer wieder Igel. Sie verstecken sich im Herbst hauptsächlich in Blätterhaufen und Büschen. Vorsicht ist dabei angebracht, da man sich und den Igel leicht verletzen kann.

Auch sehr bekannt für Jena sind Stockenten, sie sind zwar nichts „Besonderes“, aber sind trotzdem schön anzusehen. Achtung! Man sollte Enten nicht Brot oder sonstigen füttern, da es auf lange Zeit gesundheitsschädlich für Enten ist.

Im Frühling kann man außerdem viele Schmetterlinge beobachten. Häufig sind es Kohlweißlinge, Augenfalter und Bläulinge. Im Umland von Jena kann man auch Schwalbenschwänze sehen. Es gibt aber auch immer mal außergewöhnliche Tiere, die zum Teil ausbüxen oder durch den Klimawandel in Jena ein neues Zuhause finden. Darüber erfahren Sie mehr in dem folgenden Interview mit Stephan Preißler. Er hat sich viel mit der Tierfotografie in und um Jena beschäftigt. Das können Sie auch auf seiner Website bestaunen:
https://stephan-preissler.de

Interview mit Stephan Preißler

  1. Zählen Sie zehn besondere Tiere auf, die sie in und um Jena beobachtet haben
  • amerikanischer Nerz / Mink
  • europäischer Nerz
  • Biber
  • Eichelhäher
  • Eisvogel
  • Kernbeißer
  • Kormoran
  • Nilgans
  • Schafstelze
  • Ringelnatter

2. Welches Tier war für sie besonders?

Das ist sicherlich der amerikanische Nerz, der hier natürlich nicht heimisch ist und eigentlich auch keine Chance auf direkte Einwanderung hat. Dieser muss aus einer Nerzfarm ausgebrochen oder durch eine Tierschutzaktion befreit worden sein.
Aber auch die Nilgänse, die hier in Burgau gebrütet haben, waren sicherlich besonders. Ihren Weg konnte man relativ gut nachvollziehen. Die ersten Tiere wurden aus Ägypten in die Niederlande gebracht, um dort die Parkanlagen zu bereichern. Dort passten sie sich ans Klima an, vermehrten sich und begannen neue Gebiete für sich zu erobern. So wanderten sie zunächst südwärts entlang des Rheins bis kurz vor die Alpen, von dort aus ostwärts entlang der Donau und von da dann wieder nordwärts, wo ich sie 2014 das erste Mal beobachtete. Wenn ich mich richtig erinnere, war dann 2015 ein Brutpaar in Jena.

3. Auf welches ihrer Tierfotos sind Sie am meisten stolz?

Das sind eigentlich mehrere. Das ist einerseits das Foto vom amerikanischen Nerz, der sich eine Ringelnatter gefangen hatte und die sich windende Schlange mit dem Kopf voran genüsslich verspeiste.

Dazu zählt aber auch der europäische Nerz, der sich einen Fisch aus der Roda gefangen hatte und den genüsslich vor meinen Augen verspeiste und dann zu mir gewandt mit der Zunge über sein Maul schleckte. Weiterhin begeistert mich immer wieder ein Bild von einem sich sonnenden Kormoran, an den ich mich auf dem Bauch kriechend und immer auf Deckung achtend über einen langen Zeitraum herangepirscht hatte.

Schlussendlich zählt für mich aber auch dazu ein hochauflösendes Bild von einem Schwalbenschwanz, der sich exakt 2,7m vor mir befand an der absoluten Naheinstellgrenze des Objektives.

4. Was für Schmetterlinge haben Sie in/um Jena gesehen?

Dutzende verschiedene Arten, z.B. Edelfalter (Admiral, C-Falter, Distelfalter, kleiner & großer Fuchs, Landkärtchen, Tagpfauenauge), verschiedene Perlmuttfalter, Augenfalter
(Brauner Waldvogel, großes & kleines
Ochsenauge, kleines Wiesenvögelchen,
Mauerfuchs, Schachbrett, Waldbrettspiel), Bläulinge (Faulbaum-Bläuling, Hauhechel-Bläuling, kleiner Sonnenröschenbläuling,
Wundklee-Bläuling), Weißlinge (Aurorafalter, großer & kleiner Kohlweißling, Baumweißling,
Grünaderweißling, Goldene Acht,
Zitronenfalter) und sogar Schwalbenschwänze.

5. Werden es weniger Schmetterlinge?

Ich war zwar die letzten Jahre nicht mehr so oft auf Fototour speziell für Schmetterlinge, aber ich habe eigentlich keinen Rückgang wahrgenommen. Ich war bei manchen Touren sogar überrascht, wie viele verschiedene Arten auf kleinstem Raum anzufinden waren.

6. Begegnen Sie häufig Füchsen in Wohn-/ Gewerbegebieten?

Ich bin nachts auf dem Heimweg von der Spätschicht öfters an verschiedenen Stellen einem begegnet. Nicht nur am Saaleufer, sondern auch oft direkt zwischen den Wohnblöcken.

7. Haben sich die Füchse Ihrer Meinung nach an uns Menschen gewöhnt?

Auf jeden Fall. Häufig habe ich nahezu keine Spur von Scheu oder Fluchtreflex mehr wahrnehmen können. Einer kam mir auf der Brücke über die Saale direkt entgegen. Es
hätte nur noch gefehlt, dass er gegrüßt hätte.

8. Verändert sich die Vogelwelt durch die Klimaerwärmung?

Das denke ich schon, da wie bereits erwähnt nun auch problemlos Nilgänse hier leben können. Ein weiteres Beispiel ist die Ausbreitung von Flamingos, welche im Sommer sogar die Alpen überqueren, um am Bodensee zu brüten. Auch ein gutes Beispiel sind die Nandus, die etwa im Jahr 2000 von einem Züchter in Mecklenburg-Vorpommern ausbrachen, den Winter im Freien überlebten und sich nun als wilde Population immer weiter ausbreiten.

Vielen Dank für dieses ausführliche Interview.

Wenn sie sich nach diesem Artikel angesprochen fühlen, kann ich Ihnen sagen, dass es sehr leicht ist, in Jena Tiere zu beobachten. Schnappen sie sich einfach eine Kamera oder Handy (oder einfach nur beobachten) und gehen Sie in unsere wunderschöne Natur in und um Jena. Wichtig dabei ist es, geduldig und leise zu sein, denn viele Tiere sind eher schreckhaft. Außerdem können Sie die Natur genießen und einfach mal dem Alltagsstress entfliehen.

Quellen:
Süddeutsche Zeitung – Feldlerche vor allem im Thüringer Becken heimisch
Webseite von S. Preißler

Die Bilder sind von Josua Preißler & Stephan Preißler

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