„Lieber sterbe ich auf einem Schlachtfeld als in einem Krankenhaus!“

Gastbeitrag von Marissa

Diese Aussage war nicht selten im 18. und 19. Jahrhundert. Sie wurde oft von der Bevölkerung
geäußert. Das Krankenhaus was damals gefürchteter als der Tod. Das 18. Jahrhundert und früher, war eine Zeit, wo die Wissenschaft noch in den Kinderschuhen lag, aber Wissenschaftler den Traum hatten, die Welt zu verändern. In diesem Bericht widmen wir uns der Medizin, die damals von vielen noch als Hexenwerk bezeichnet worden war.

Ärzte genossen ein halbherziges Studium, das nicht viel zu bieten hatte. Hauptsächlich waren sie für Wunden und Geschwüre zuständig, die sich auf der Haut zeigten. Das Innere blieb verborgen. Obwohl Ärzte auch Autopsien vernahmen, hatten sie recht wenig Ahnung, wie sie
einem Patienten helfen sollten. Das, was man noch kannte, waren die Chirurgen, oft als Wundarzt bezeichnet. Sie galten unter den Menschen nicht als Mediziner, sondern wurden eher mit dem Metzger verglichen, der mit Menschen zu tun hatte.

Chirurgen wurden gerufen bei Amputationen, für den Patienten äußerst schmerzhaft, da noch keinerlei Narkosemittel erfunden worden waren. So erlebte der Patient die ganze Tortur teilweise bei Bewusstsein. In der Ausbildung von Chirurgen fanden Amputationen öffentlich statt, so dass sich Medizinstudenten auf Plätze im Hörsaal niederließen und wie bei einer Vorstellung im Kino zusahen. Der Chirurg trug meistens eine blutbefleckte Schürze und benutzten chirurgisches Werkzeug – mit Spuren von Blut aus vorangegangenen Operationen. Die Messer, die sie benutzten, waren nicht gereinigt worden, meistens nur kurz mit einem nassen Waschlappen. Genau diese schlechte Hygiene bot den Bakterien und Viren den perfekte Schutzplatz, um sich dort zu entwickeln. Der Patient lebte vielleicht danach zwei bis drei Tage qualvoll bis die Krankheit ihn holte, wenn er nicht gleich starb bei der Amputation.

Man war überzeugt davon, dass sich faulige Luft über die Wunde auslegte und dadurch tötete. Man schloss alle Fenster um diese fauligen Gase draußen zu behalten, wodurch es stickig im Raum wurde. Doch bevor man zum Chirurg kam, war das Krankenhaus zuerst dran. Wie Krankheiten sich verbreiteten, wusste man nicht und so lebten Patienten dort, von unserer heutigen Perspektive aus, in ihren eigenen Körperflüssigkeiten, im Dreck. Bettwäsche wurde nicht gewechselt, es gab große Räume und jeder Patient lag mit vielen anderen auf engstem Raum. Hatte einer Pocken, so hatten es am morgen sechs weitere – Krankheiten und Zustände von deren Ausmaß an Ekel uns wir nicht einmal vorstellen können. Und da meistens Patienten eine Verletzung hatten und deshalb ins Krankenhaus gekommen waren, starben sie unter weiterer Belastung von einer Krankheiten. Neue Endemien (räumlich begrenzte Häufung einer Infektionskrankheit) standen an der Tagesordnung. In das damalige Krankenhaus zu kommen, war ein Todesurteil.

Bis hinein in unseren Gegenwart hat sich viel in der Medizin entwickelt, Krankheiten und deren Verbeitung werden erforscht, Hygeinekonzepte für Krankenhäuser umgesetzt, sodass die Chancen, heute eine Operation zu überstehen, sehr hoch sind.

Quelle: Der Horror der frühen Medizin von Lindsey Fitzharris, aus dem Englischen von Volker Oldenburg, Suhrkamp Verlag, 2020.

Bild: Carlos Cruz, Artegrafia, lizenzfrei by pexels

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