Verantwortung

Gastbeitrag (Essay) von M.L.

Künstliche Befruchtung- gefährlich oder nützlich!? Die künstliche Befruchtung ist für viele kinderlose Paare die große Chance, trotz Fruchtbarkeitsstörung schwanger zu werden. Es gibt heutzutage verschiedene Methoden, künstlich befruchtet zu werden. Doch ist es in allen Hinsichten moralisch korrekt?

Im Sommer 1078 kam Louise Brown, das erste künstlich befruchtete Kind, zur Welt. Dies war ein riesengoßer Schritt in der Ära Medizin, besonders im Thema der künstlichen Befruchtung. Seitdem wurden die Methoden der künstlichen Befruchtung immer weiter ausgebaut. Die künstliche Befruchtung ist für einen guten Zweck konstruiert worden. So soll sie kinderlosen Paaren einen großen Wunsch- ein eigenes Kind- erfüllen. Doch kann die künstliche Befruchtung auch missbraucht werden? Wer weiß, ob sich Forscher dieses Gebiets diese Frage gestellt haben. Und falls sie sich diese Frage gestellt haben sollten, zu welchem Schluss sind sie gekommen?

Sicherlich hat die künstliche Befruchtung viele Menschen glücklich gemacht, dennoch gab es auch Fälle, bei denen es zum Missbrauch dieser Art von Befruchtung gekommen ist. So könnten Frauen ohne ihre Zustimmung künstlich befruchtet werden. Auch das Klonen duch Teilen einer Eizelle ist möglich. Heutzutage ist das Ändern der Erbinformationen sogar schon möglich.

Doch wer ist für diese „Verbrechen“ zuständig? Können „Entwickler“ der künstlichen Befruchtung zur Verantwortung gezogen werden? Wer ist für die Folgen wissenschaftlicher Entdeckungen verantwortlich? Dieser Frage widme ich mich in diesem Essay.

Es spricht einiges dafür, dass Wissenschaftler hinsichtlich ihrer Entdeckungen keine Verantwortung tragen. So denke ich, dass es in der Natur der Menschen liegt, neue Dinge zu entdecken und zu erforschen. Gerade deswegen ist der Mensch eine sehr weit entwickelte Spezies. Menschen haben seit Anbeginn der Zeit Dinge hinterfragt und experimentiert. Es liegt in der Natur des Menschen, Fragen zu stellen. So fragt sich beispielsweise auch ein Wissenschaftler: „Wie ist das möglich?“ Anschließend forscht er auf diesem Gebiet und stößt vielleicht auf neue Erkenntnisse. Ich denke also, dass es dem Wissenschaftler öfters einfach im Blut liegt, neue Erkenntnisse zu sammeln.

Außerdem sollte man bedenken, dass es meist noch andere Wissenschaftler in diesem Gebiet gibt. Wenn sich jemand also dazu entschließen würde, das Thema nicht weiter zu erforschen, könnte es gut sein, dass jemand aus dem selben Gebiet diese Entdeckung ein wenig später macht. Auch die Idee der künstlichen Befruchtung hätte vermutlich ein anderer (Arzt/)Biologe als Robert Edwards ein paar Jahre später entwickelt.

Nun stellt sich für mich die Frage: Wenn die Wissenschaftler nun ihre neuen Erkenntnisse gesammelt haben, könnten sie doch anschließend darüber nachdenken, ob sie nun damit an die Öffentlichkeit gehen?!

Doch dagegen sprechen mehrere Dinge. Zunächst einmal gibt es heutzutage selten Wissenschaftler, die alleine forschen. Fast immer werden die Erkenntnisse von verschiedenen Forschern in einem gemeinsamen Team zusammengetragen. Deshalb kann ein einzelner Forscher eigentlich gar nicht die ganze Verantwortung tragen. So arbeitete auch Otto Hahn, der Entdecker der Urankernspaltung, mit verschiedenen anderen Teamkollegen, wie zum Beispiel Lise Meitner.

Zudem haben die Forschenden letztendlich nicht immer die Entscheidungsgewalt über die Anwendung der Forschungsergebnisse. Denn oftmals entscheiden Gremien und Parlamente darüber. Die künstliche Befruchtung ist in Deutschland auch stark eingegrenzt. So steht beispielsweise im Grundgesetz Deutschlands, dass das Verändern einer Erbinformation im Laufe einer künstlichen Befruchtung streng verboten ist. Dies entschied aber bestimmt nicht Robert Edwards.

Oftmals können Wissenschaftler auch nicht abschätzen, was die Gesellschaft mit neuen Erkenntnissen macht. Menschen sind an sich unberechenbar, und deshalb ist es fast unmöglich, vorauszusehen, was die Welt mit neuen Forschungsergebnissen tut. Es gibt rund 7,9 Milliarden Menschen auf der Welt und jeder dieser Menschen denkt über neue Erkenntnisse anderer Forscher anders. Jeder fasst sie anders auf und jeden interessieren sie anders stark. Für ein paar Wissenschaftler ist es also fast unmöglich, die Reaktion der anderen Menchen nach einer Bekanntgabe neuer Erkenntnisse vorauszuahnen. Trotzdem könnten die Wissenschaftler darüber nachdenken, was der Großteil der Menschheit mit diesen Erkenntnissen tun würde.

Außerdem haben diese Wissenschaftler eigentlich immer eine gewisse Bildung genossen und müssen deswegen gut darüber nachdenken, was sie mir ihren Forschungsergebnissen machen. Schließlich haben nicht alle Menschen eine solche Bildung wie die Wissenschaftler genossen und können deshalb nicht immer einschätzen, was sie beim Handeln mit diesen neuen Erkenntnissen alles „Gefährliches“ tun können. Dazu kommt, dass sich Wissenschaftler gut in ihrem Gebiet auskennen. Oftmals kennen sich die Forscher, die neue Entdeckungen machen, am besten aus. Es gibt dann zu diesem Zeitpunkt nur sehr wenige Personen (meistens auch Wissenschaftler), die sich in diese Materie genauso hineinversetzen können, wie der/die aktuelle/n Forscher.

Somit kann es auch zu gefährlichen Situationen kommen, die beide Seiten nicht beabsichtigt haben. Der Wissenschaftler David Nichols forscht beispielsweise an Stoffen wie LSD. Nachdem er ein Paar seiner Forschungsergebnisse veröffentlichte, nutzten Drogenhändler diese, um neue Arten von Drogen zu entwickeln. Doch diese waren keinesfalls dafür geeignet und so starben mehrere Menschen daran. Letztendlich bin ich der Auffassung, dass die Drogenhändler das auch nicht beabsichtigt haben (denn sie brauchen ja ihre Käufer weiterhin), sondern sich in diesem Gebiet einfach nicht genug auskannten, um es besser zu wissen.

An Wissenschaftler werden bestimmte Erwartungen gestellt. Deswegen könnte man auch meinen, dass die Verantwortung dazu gehört!? Wir Menschen zahlen Steuern und Wissenschaftler werden meist vom Staat finanziert. In gewisser Weise bezahlen wir also die Wissenschaftler. Da könnte man doch eigentlich erwarten, dass die Wissenschaftler auch Verantwortung übernehmen für das, was sie da herausfinden. Doch es werden an die Wissenschaftler auch die Erwartungen gestellt, dass sie neue Erkenntnisse liefern! Forschungen basieren aufeinander! So weiß man heutzutage auch nur, dass man die künstliche Befruchtung durchführen kann, weil irgendwann jemand mal den genauen Vorgang der Fortpflanzung entdeckt hat. Und so ist es mit jedem nützlichen Gegenstand oder Wissen, der/das unser Leben leichter macht.

Mich selber hat dieses Argument letztendlich überzeugt, dass Wissenschaftler nicht verantwortlich für die Folgen ihrer Entdeckungen sind. Schließlich wollen wir Menschen uns doch weiterentwickeln, und dafür brauchen wir neue Erkenntnisse, Entdeckungen und Erfindungen. Auf Forschungsergebnisse folgen neue Erkenntnisse und Entdeckungen. So könnten wir ohne den Physiklehrer Philipp Reis vielleicht noch nicht telephonieren, hätten ohne Konrad Zuse vermutlich keinen Computer auf dem Schreibtisch stehen und wüssten ohne James Watson und Francis Chrick nichts von den kleinsten Strukturen in unserem Körper, der DNA.

Ich denke, dass Wissenschaftler nur in seltenen Fällen zur Verantwortung gezogen werden können. Wenn die Forscher beispielsweise mit voller Absicht menschenschädliche (aber auch nur menschenschädliche) Erfindungen entwickelt haben, aber genau wussten, dass ihre Entdeckung weltweite Zerstörungen hervorrufen kann. Meiner Meinung nach sollten Wissenschaftler ohne Bedenken forschen können, aber dennoch den Zweck ihrer Forschung nicht aus den Augen verlieren!

Beitragsbild: https://pixabay.com/de/illustrations/molek%c3%bcl-zelle-biologie-molekulare-2082634/

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