Von Maria einer ehemaligen Redakteurin geschrieben wurden
Literarischer Text
Ich sitze auf meinem Fahrrad auf dem Weg zur Schule. Es ist früher Morgen und der erste, leichte Schnee ist gefallen. Ich fahre über den asphaltierten Fahrradweg und die eiskalte Luft schneidet durch meine dünne Jacke. Ich trage sogar einen Wollpullover, Handschuhe an den Händen und eine dicke Mütze unter meinem Helm, aber der kalten Winterluft hält nichts stand. Ich fahre schneller, damit mir wärmer wird und ich nicht die ganze Zeit zittern muss. Der Wind pfeift mir in meinen Ohren und es ist so kalt, dass ich meine Wangen kaum noch spüre. Nach und nach wärmt sich mein Körper langsam auf und die Haut an meinem Gesicht prickelt. Ich fahre über den gefrorenen Boden, auf dem unzählige, mit einer zarten Schicht Schnee und Raureif überzogene Blätter liegen. Die Luft ist so klar, dass ich das Gefühl habe, ich würde durch einen Spiegel schauen. Die Grashalme, Büsche und Bäume rauschen an mir vorbei. Ich sehe nur den Weg vor mir, auf dem ich entlangfahre. Die Landschaft zieht an mir vorbei und ich erkenne den Fluss, die Brücke. Ich bin bald da.
Ich versuche, alle Eindrücke auf einmal aufzunehmen und die kurze Zeit bis zur Schule noch zu genießen. Den Vögeln scheint es auch zu kalt zu sein, da ich nicht das kleinste Geräusch höre, bis auf das stetige An- und Abklingen der vorbeifahrenden Autos auf der Straße neben mir, ein vorbeifahrender Radfahrer, und das Knistern der Blätter unter meinen Fahrradreifen. Ein paar einsame Sonnenstrahlen wagen sich jetzt zaghaft durch die Wolkendecke und den leichten Nebel um die Berge. Sie wärmen mein Gesicht ein wenig, wenn ich aus dem Schatten der Bäume herausfahre. Alles hat einen weißen Touch, wie in einem Märchen, und die Schatten ziehen an mir vorbei. Es erinnert mich an Weihnachten, da ich immer eine weihnachtliche Stimmung bei Kälte und Schnee bekomme. Ich liebe den Winter, den Schnee, und wie so oft hoffe ich, dass es in diesem Winter schneit. Für kurze Zeit fahre ich von der Straße weg über einen Weg, an dessen beiden Seiten Büsche und Bäume wachsen. Ich biege um die Ecke, sehe die Autos, höre lauter werdend das Brummen der Motoren und spüre, wie ich langsam wieder in die Wirklichkeit gerate. Gleich werde ich da sein, mein Fahrrad abschließen müssen und in das warme und vertraute Schulhaus gehen, meine Klassenkameraden sehen und den ersten Gruß vom Winter hinter mir lassen. Ich fahre in die Schuleinfahrt und steige ab.
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