Von Tabu zu Toleranz – Legalisierung von Cannabis

Gastbeitrag von Raphael K.

In den letzten Jahren hat sich eine breite Diskussion über die Legalisierung von Cannabis in vielen Ländern weltweit entwickelt. Die einst tabuisierte Thematik steht nun vermehrt im Mittelpunkt öffentlicher Debatten. Fragen zur angemessenen Regulierung von Cannabis, sowie den potenziellen Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und persönliche Freiheit gewinnen an Bedeutung. Befürworter sehen eine Chance, soziale und wirtschaftliche Vorteile an der Legalisierung von Cannabis zu erzielen, bestehen bei Skeptikern Bedenken hinsichtlich möglicher Gesundheitsrisiken und fordern eine strenge Regulierung. In dem Artikel werfen wir einen Blick auf den aktuellen Stand der Diskussion zur Legalisierung des Rauschmittels in Deutschland und betrachten die Pros und Contras. Außerdem schauen wir uns die möglichen Auswirkungen dieser bedeutenden Veränderung auf unsere Gesellschaft an.

Das Wichtigste zuerst, die Bundesregierung erstellte im April 2023 Pläne zur Legalisierung von Cannabis, welche vom Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellt wurden. Der Gesetzentwurf soll in der Sommerpause 2023 entwickelt werden. Die Ziele und Bedingungen des Gesetzentwurfes sind aber bereits jetzt klar. Mit der Legalisierung soll Cannabis frei zu kaufen und zu konsumieren sein, jedoch haben Besitz, Eigenanbau und der Kauf auch starke Einschränkungen. Der Besitz von höchstens 25 Gramm zum Eigenbedarf soll erlaubt werden, sowie die Möglichkeit des privaten Eigenanbaus von maximal drei Pflanzen. In den Plänen des Bundesgesundheitsministeriums ist die Rede von einer streng kontrollierten Abgabe und Verkauf von Cannabis über lizensierte Fachgeschäfte. Dafür ist ein sogenanntes ,,Zwei-Säulen-Modell” entwickelt wurden, welches Erwachsenen erlaubt, bundesweit Vereine aus bis zu 500 Leuten zu gründen und unter strengen Regeln Cannabis gesellschaftlich anzubauen und nur an Mitglieder zum Eigenkonsum abgeben zu dürfen.

Die Vereine dürfen nur ein Maximum von 25 Gramm pro Tag und 50 Gramm pro Monat, je Mitglied abgeben. Mitglieder unter 21 Jahren haben eine Höchstgrenze von 30 Gramm pro Monat, als auch eine Begrenzung des THC-Gehalts, welche auf bis zu 10 Prozent gesetzt wird. Es gibt aber noch mehr geplante Regeln für die Vereine, an die Sie sich halten müssen. Zu diesen Regeln gehört zum Beispiel: Zäune und Sicherheitsvorkehrungen die Einbruchsicherheit gewährleisten sind für die Grundstücke und Lagerräume erforderlich, sowie Sichtschutz für Gewächshäuser. Mindestabstände der sogenannten Cannabis-Clubs zu Schulen, Kitas, Spielplätzen etc. können von den Ländern selbstständig festgelegt werden. Die Vereine sind verpflichtet Gesundheits- und Jugendschutzkonzepte zu erstellen und müssen ein Mitglied zum Sucht- und Präventionsbeauftragten ernennen, welcher regelmäßig sich schulen lassen muss. Es ist wichtig, die vorgeschriebenen Grenzwerte für Rückstände von Pflanzenschutz- oder Düngemitteln einzuhalten. Es wird Pflicht sein, kontinuierlich zu dokumentieren, woher Sie Samen beziehen, wie viele Pflanzen Sie anbauen und Samen Sie lagern, sowie an welche Mitglieder Sie wie viel Cannabis abgegeben haben. Viele weitere Daten müssen gesammelt und an die Behörden übermittelt werden. Zu guter Letzt, muss darauf geachtet werden, dass das Cannabis in neutrale Verpackungen getan oder unverpackt verkauft wird.
Ein Zettel mit Daten für den Käufer ist Pflicht.

Da wir jetzt über den aktuellen Stand der Diskussion und den Plänen der Bundesregierung Bescheid wissen, stellt sich die Frage: Was sind eigentlich die Vor- und Nachteile von Cannabis und wie stark sind diese Argumente? Die größten und ausschlaggebendsten Argumente, die gegen eine Cannabis Legalisierung sprechen sind unter anderen die Gefährdung der Gesundheit, was vor allem auf Jugendliche zutrifft, da das Gehirn der jungen Erwachsenen noch nicht vollständig entwickelt ist. Damit sind Sie besonders anfällig für Krankheiten und bipolaren Störungen. Häufig können beim Cannabiskonsum auch Wahnvorstellungen, Halluzinationen oder Wahrnehmungsstörungen die Folge sein. Dazu wird die Wahrscheinlichkeit, ähnlich wie bei Tabak, an Krebs, Atemwegserkrankungen oder einer Psychose zu erkranken erhöht. Viele weitere Erkrankungen können durch Cannabis hervorgerufen werden, was weitere Gründe und Argumente sind, die gegen eine Legalisierung sprechen würden.

Ein weiteres Argument ist, das mit legalem Cannabis die Drogenhemmschwelle sinken und weniger Leute sich mit den Risiken und Gefahren von Cannabis auseinandersetzten würden. Skeptiker reden auch weiterhin von Jugendlichen Konsum und dass dieser sogar noch weiter ansteigen könnte, obwohl bereits im Jahr 2021 rund 41 Prozent aller 15- bis 24-Jährigen aus Deutschland zumindest einmal gekifft haben. Um diese Zahl auf die Probe zu stellen, habe ich eine Umfrage an der Kaleidoskop Schule Jena gemacht. Wobei ich über 100 Schüler der 7. Klasse bis hoch zur 10. Klasse, plus ein paar junge Lehrer fragte, ob Sie bereits einmal Cannabis konsumiert haben. Auch wenn diese Umfrage nicht vollständig der Altersgruppe, der online Statistiken entspricht, bin ich mit 38 Prozent Ja stimmen, auf ein erstaunlich ähnliches Ergebnis gekommen. Dazu gesagt, hat die Umfrage auch ein hohes Lüge Potenzial, was die reale Zahl höher ausfallen lassen könnte. Neben dem Argument ist ebenfalls die Rede von einer niedrigeren Verkehrssicherheit und dass es wie Alkohol die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt und somit den Verkehr gefährden würde. Außerdem haben viele die bedenken, das die Legalisierung auch zu einer Normalisierung von Cannabis führen könnte, was zur Verharmlosung der Droge führt.

Neben den Kontra-Argumenten, gibt es auch noch viele Pro-Argumente, welche ihre Position sehr stark vertreten. Für die Legalisierung sprechen vor allem folgende Argumente: Das Entlasten der Justiz, indem mehr Ressourcen für schwerere Verbrechen freigesetzt werden. Die Reduzierung des Schwarzmarktes, da die Droge legal erhältlich wäre, bestehe kaum noch Interesse am illegalen Kauf. Der kontrollierte Verkauf der Droge und das wichtigste Argument für Konsumenten, ist der Konsumentenschutz durch vom Staat festgelegte Qualitätsstandards, was vor schädlichen Substanzen schützen würde. Neben den starken Argumenten sprechen auch noch weiter für eine Legalisierung, zum Beispiel die Möglichkeit Cannabis weiterhin vielleicht sogar verstärkt medizinisch anzuwenden, könnte Fortschritte in der Medizin bringen.

Mit einer zweiten Umfrage mit über 100 Teilnehmern in der Kaleidoskop Schule Jena, welche dieselbe Altersgruppe wie davor einschloss, kam ich ein paar weitere gute Pro Argumente zuhören, welche ich zuvor nicht kannte. Die Frage war: ,,Sollte Cannabis legalisiert werden oder nicht? Warum? “. Mit einer klaren Mehrheit waren 70 Prozent für die Legalisierung und jeder von ihnen hatte eine gute Begründung. Am häufigsten hörte man die bereits genannten Argumente, aber auch seltene Argumente wie: [… Es ist auch zum Abbauen der Vorurteile gut …], womit gemeint sein könnte, dass durch die Veränderung der rechtlichen Perspektive, Cannabis mit nicht nur mit illegalen Aktivitäten und Drogenkonsum in Verbindung gebracht wird, sondern als eine Frage der persönlichen Wahl und Freiheit. Es kann aber auch gemeint sein, dass durch Bildung und Aufklärung Vorurteile, Mythen und Fehlinformationen korrigiert werden können.
Beides würde ein solides Argument für die Legalisierung darstellen. Ein weiteres Argument, was bei der Umfrage deutlich wurde, war, dass der Cannabiskonsum weniger schädlich sei, als der von Tabak und Alkohol. Hierfür gibt es keine wissenschaftliche Bestätigung, aber wenn man sich die jährlichen Todeszahlen anschaut und vergleicht, liegt die von Alkohol deutlich höher mit 72 Tausend und nahezu 0 aufgezeichneten Todeszahlen durch Cannabis in Deutschland. Wiederrum ist das langfristige Konsumieren von Cannabis gesundheitsschädlicher als Alkohol. Mit Tabak ist es jedoch schwer zu vergleichen, was das Argument leicht entkräftet. 14 Prozent hatten in der Umfrage keine Meinung zu dem Thema und die 16 Prozent Nein stimmen beantworteten die Frage meistens mit demselben Argument, nämlich dass es gesundheitsschädlich ist und schlecht für Jugendliche. Die Umfrage zeigt also klar, dass viele auch bereits in jungem Alter für die Cannabis Legalisierung sind.

Doch was für Auswirkungen könnte die Veränderung auf unsere Gesellschaft haben? Die
Legalisierung von Cannabis kann zu einer neuen Industrie führen, die Arbeitsplätze schafft und zu wirtschaftlichem Wachstum beiträgt. Dies umfasst den Anbau, die Produktion, den Vertrieb und den Verkauf von Cannabisprodukten sowie damit verbundene Dienstleistungen. Die Legalisierung kann dazu beitragen, die Justizressourcen zu entlasten, da weniger Ressourcen für die Strafverfolgung von Cannabisvergehen aufgewendet werden müssen. Durch die legale Verfügbarkeit von Cannabisprodukten können der illegale Handel und organisierte Kriminalität eingedämmt werden. Dies kann zu einer erhöhten Sicherheit und einem verbesserten Verbraucherschutz führen. Eine Legalisierung kann den Zugang zu medizinischem Cannabis für Patienten erleichtern, die von den therapeutischen Eigenschaften der Pflanze profitieren können. Die Legalisierung kann dazu beitragen, dass der Cannabiskonsum in der Gesellschaft akzeptabler wird und Stigmatisierung und Vorurteile reduziert werden.

Kommentar von Raphael

Die Cannabis Legalisierung ist ein kompliziertes Thema, wobei die Pro-Argumente deutlich stärker wirken, dennoch sollte man die Kontra-Argumente nicht unterschätzen. Sollte es in naher Zukunft eine Legalisierung von Cannabis geben, erfordert es eine sorgfältige Regulierung, um den verantwortungsvollen Gebrauch zu fördern und mögliche negative Auswirkungen zu minimieren


Quellen

Bild ist von Pexels von Michael Fischer

BR24 – Lauterbach informiert über Cannabis-Legalisierung

Bundesregierung – Zwei-Säulen-Modell zu Cannabis

FOCUS online – Experte erklärt: Weg zur Cannabis-Legalisierung

BR24 – Psychose durch Cannabis

Cannabisprävenzion – Cannabiskonsum Statistik

Die Techniker – Cannabis und Fahrtüchtigkeit

RND – Mediziner warnen vor Verharmlosung von Cannabis

NDR – Kann die Cannabis-Legalisierung den Schwarzmarkt austrocknen?

Bundesministerium für Gesundheit – Alkohol

Apotheken Umschauen – Zehn Fragen und Antworten zu Cannabis

Wirtschaftswoche – Was spricht für die Legalisierung von Cannabis und was dagegen?

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