Gastbeitrag von Tjark
Sonia Castellanos ist die künstlerische Leitung des Tanztheater Jena. Sie arbeitet gerade mit ihrem Verein an dem Tanz- und Theaterstück Konferenz der Tiere das im Juni aufgeführt wird.
Was ist Tanzen für Sie: ein Beruf oder eine Leidenschaft?
Beides, also Tanzen ist für mich eine Art mit der Welt zu kommunizieren. Ich denke, Tanzen hat ein großes Potenzial und es funktioniert ganz anders als andere Jobs. Du kannst die ganze Zeit an deinem Körper forschen und es hat etwas mit Ästhetik zu tun. Durch die Bühne entwickeln sich neue Chancen. Es ist eine große Leidenschaft aber auch mein Beruf, denn ich verdiene mein Geld damit. Aber ohne Leidenschaft funktioniert das auch nicht. Sie muss immer erst da sein.
Wie kamst du zum Tanzen?
Ich kam lustigerweise vom Theater zum Tanzen. Ich habe früher in Kolumbien Theater gespielt und viel mit meinem Körper gearbeitet. Einmal fragte mich dann mein Lehrer, ob ich das Tanzen ausprobieren will. Ich probierte es und es gefiel mir gleich. Ich habe dann an einer Audition für eine Staatliche Schule mit Tanzunterricht teilgenommen und konnte die Lehrer durch meine Motivation und meine Kreativität überzeugen.
Und warum sind Sie dann nach Jena gekommen?
Es waren viele Wege. Erst war ich mit einer Company in Kolumbien und danach waren wir in Schweden. Dann war ich in vielen Städten in Deutschland und kam dann nach Thüringen zum Studium für Geschichte, Literatur und Sprachen. Nach dem Studium entschied ich mich dann aber wieder zum Tanzen und blieb hier.
Also haben Sie schon mal über einen anderen Job nachgedacht?
Eigentlich war Tanzen für mich schon als Kind klar. Ich hatte immer im Kopf, dass man auch mit dem Tanzen verdienen kann. Ich fing schon an, in Kolumbien mit Tanz zu arbeiten. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr zu Tanzen und fing mit dem Studium an. Doch danach merkte ich, dass das Tanzen mein Ein und Alles ist und ich alles dafür geben will. Denn wenn du etwas willst, stecke alles hinein, sonst wird es zu etwas Halben.
Das Tanztheater Jena arbeitet gerade an dem Projekt „Konferenz der Tiere“, was hat Sie dazu bewegt?
Ich hatte ein Gespräch mit einer Freundin. Es war während der Corona-Pandemie und alles war durcheinander. Sie empfahl mir das Buch und ich las es mir gleich durch. Ich fand es so schön und bewegend, aber auch lustig und ich dachte mir dazu ein Tanzstück mit Theater aus. Als der Krieg in der Ukraine anfing, war das Thema dann noch aktueller, dass man zusammenhält und nicht nur an den eigenen Vorteil denkt. Es ist sehr aktuell und behandelt viele Themen und das wollte ich vor allem tänzerisch auf die Bühne bringen.
Wird es dann nicht manchmal anstrengend auch noch mit den Kindern am Wochenende zu arbeiten?
Ja manchmal schon. Vor allem mit einer Familie. Ich habe fast kein Wochenende frei und bin danach auch erschöpft. In der Woche muss ich auch trainieren und auch alles Mögliche planen. Aber natürlich macht es Spaß, auch wenn die Kinder sich weiterentwickeln. Ich finde den Prozess sehr spannend, besonders wenn sich die Kinder mit einbringen.
Kommen wir nun zur letzten Frage. Welchen Tanzstil magst du am liebsten?
Ich habe schon viel gemacht: Capoeira, Ballett, Modern Dance, Jazz aber auch Paartanz. Ich habe mehr oder weniger die ganze Palette gemacht. Für mich gibt es beim Tanzen keine Stile, denn alles ist möglich und alles kann sich weiterentwickeln. Ich denke, wenn sich die Gedanken verändern, verändert sich auch die Bewegung. Am besten gefällt mir jedoch der zeitgenössische Tanz, denn er vermischt alles und man kann alles auf der Bühne machen.
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