Von der ehemaligen stellv. Chefredakteurin Lilou
Kolumne (subjektiv)
Wir ziehen gerade um und eigentlich ist schon alles da: Betten, Regale und ’ne Toilette. Aber einwas fehlt; der Mittelpunkt eines jeden Hauses, dort wo immer alles unordentlich wird, sodass man sie die ganze Zeit aufräumen muss, wo der Kühlschrank immer zu klein ist und wo irgendwie immer die Spülmaschine läuft. Eine Küche. Beziehungsweise Leute, die uns diese einbauen. Aber die haben halt ’nen vollen Terminkalender, weil überall Leute sind, die darauf warten, diesen schönen Moment zu erleben. Diesen historischen Moment, wenn deine neue Küche fertig ist und du vor ihr stehst und die Regale siehst, wo man endlich Tassen und anderes Besteck einsortieren kann. Der Moment, wo Tisch wieder Tisch sein kann und nicht temporäre Ablagerung von ’ner Herdplatte und etwas Geschirr. Dieser historische, einmalige Moment … der bei uns noch nicht eingetroffen ist.
Zum Glück bin ich die meiste Zeit bei meiner Mutter, so musste ich das meiste nicht miterleben. Aber trotzdem gibt es ein Problem, was ich wirklich niemanden wünsche- und zwar mit dem Bad:
Ja, denn wie jeder weiß, führt das Fehlen einer Küche dazu, dass negative Schwingungen von den Bewohnern freigesetzt werden, die sich in der gesamten Wohnung verbreiten. Diese negativen Schwingungen sind in kleinen Mengen nicht schädlich, und höhere Dosierungen kommen auch eigentlich nicht vor; außer im Bad, denn durch die Fliesen, gerade die an den Wänden, ballen sich diese Schwingungen. Und dann ist eigentlich schon alles zu spät und das gesamte Bad ist hoch toxisch.
Sehr promovierter Wissenschaftler
Richtig, Herr Professor. Das Problem dabei ist, dass sich der einzige benutzbare Wasseranschluss der Wohnung im Bad befindet und man jetzt alle Sachen mit Wasser im Bad machen muss. Und da wir 6 Personen in der Wohnung sind, gibt es folglich immer irgendjemanden, der gerade im Bad ist und jemanden, der gerade ins Bad WILL. Gerade bei enger Verwandtschaft der Betroffenen verstärkt sich dieser Effekt ernorm, weil die Wahrscheinlichkeit vom gleichzeitigen Bedürfnis des Stuhlgangs offenbar mit zunehmender genetischer Ähnlichkeit steigt.
Wie dem auch sei, ich warte auf unsere Küche und Ihr seid gefälligst dankbar, dass ihr eine habt (denn ihr wollt nicht erleben, wie es ist, in der Badewanne den Abwasch machen zu müssen). Und ich werde jetzt mit dem guten Gefühl im Bauch einschlafen, dass ihr eines Tages ausziehen werdet, irgendwann in einem leeren Raum sitzen werdet, vielleicht sogar an mich denken werdet und euch eine Küche wünschen werdet.
„Empty Apartment“ by tlianza is licensed under CC BY 2.0
Köstlich! Der schreibstil ist untypisch für einen Zeitungsartikel. Aber gerade das macht diese Zeitung interessant! Es macht einfach spaß, eure Texte zu lesen 🙂
Willkommen im club! Ich finde es immer schön, wenn man über etwas lustiges im Text lächeln kann
(was untypisch ist 🙂 ).